Militärmusik Österreich

Die österreichische Militärmusik 1957 bis heute

Hört man das Wort Militärmusik, denkt man unwillkürlich an eine militärisch inszenierte Marschmusik. Doch weit gefehlt, denn Militärmusikkapellen bieten heute den Zuhörern die gesamte Palette, vom Solisten über Ensembles in verschiedensten Besetzungen bis zur Big Band und dem symphonischen Blasorchester in der klassischen Besetzung. Als Teil der Öffentlichkeitsarbeit erfüllt die Militärmusik darüber hinaus auch eine wichtige Aufgabe für die Reputation des Bundesheeres.

 

Die Musik ist so alt wie die Menschheit. Österreich gilt schlechthin als Land der Musik und wird in der Welt auch über die Musik ("Musikland Österreich") definiert. Hauptcharakteristikum der österreichischen Musikkultur ist die Mischung aus verschiedenen europäischen Richtungen, welche sich in der Begründung der "Militärbanda" durch Maria Theresia und den legendären Freiherrn von der Trenck widerspiegeln. Aufgrund der gleichen militärischen Notwendigkeiten entstanden im Laufe der Zeit in allen Armeen der Welt Militärmusiken, die sich durch unterschiedliche kulturelle und historische Gegebenheiten zum Teil erheblich voneinander unterscheiden.

Hohe Qualität und Kompetenz in der Ausbildung und im Einsatz sind Markenzeichen der österreichischen Militärmusik. Ein wesentlicher Bestandteil der Aufgaben der Militärmusik ist die Fortführung ihres historischen Kulturauftrages. Als tragendes Element der Öffentlichkeitsarbeit des Österreichischen Bundesheeres und der traditionellen Vorbildfunktion für das österreichische Blasmusikwesen überzeugen die Militärmusiken seit nunmehr 50 Jahren mit hoher Qualität.

 

Nach dem Kriegsende

In den Jahren von 1945 bis 1955 hatte das neue Österreich noch keine reguläre Armee. Erste Versuche zur Aufstellung eines Heeres - noch im Jahr 1945 - waren von der sowjetischen Besatzungsmacht vereitelt worden. Als Sicherungs- und Bereitschaftstruppe wurde am 1. August 1952 die so genannte B-Gendarmerie aufgestellt. Diese Gendarmerie war von ihrer Organisationsstruktur her durchaus mit einem militärischen Apparat vergleichbar. Politisch ging es darum, Wehrgesinnung zu demonstrieren und den innenpolitischen Auftrag zu erfüllen. Die Gendarmerieschulen (die Abteilungen der B-Gendarmerie) waren gleichmäßig über Österreich verteilt. Zunächst bestanden fünf derartige Verbände: Oberösterreich I und II, Steiermark, Kärnten und Tirol I.

 

Keimzelle B-Gendarmerie

Die ersten Ansätze einer Militärmusik zeigten sich bei der Gendarmerieschule Oberösterreich I. Hier entstand bereits 1952 ein Tanzmusikensemble in der Stärke von zwölf Mann, das sich aus Angehörigen der Schule zusammensetzte.

Es war eine spontane Aktion musikbegeisterter B-Gendarmen. Etwas später bildete sich in der gleichen Einheit auch eine Blasmusik in der Stärke von 25 Mann. Diese Aktivitäten waren im Innenministerium zunächst nicht gerne gesehen, ja sogar untersagt. Offenbar befürchtete man eine Beeinträchtigung des Dienstes. Das Kommando in Ebelsberg förderte allerdings weiterhin diese Musik und setzte sie auch bei allen Festlichkeiten ein. Die wohlwollende Duldung machte sich spätestens am 26. September 1955 bezahlt: Damals marschierte diese Einheit, nunmehr als "Provisorische Grenzschutzabteilung I", unter dem klingenden Spiel "ihrer" Militärmusik mit Kapellmeister Scheurecker und Tambourmajor Peinelt im Inneren Burghof in Wien ein.

In weiterer Folge oblag dieser Musikkapelle die musikalische Umrahmung diverser offizieller Veranstaltungen wie etwa von Staatsbesuchen, Feiern oder Akkreditierungen von Botschaftern. Sie löste damit die Polizeimusik Wien ab, die bisher diese repräsentativen Aufgaben zu erfüllen hatte. Aus diesem Ensemble entwickelte sich die Musik des Heereswachbataillons und letztlich die Gardemusik Wien.

Auch in anderen Gendarmerieschulen entstanden nach und nach Musikkapellen. Die Proben fanden aber ausschließlich in der Freizeit, sogar an den Wochenenden statt. Die Musiker dieser Kapellen spielten zum Teil auf ihren privaten Instrumenten, die nötigen Mittel (für Instrumente, Pulte, Noten) wurden einerseits durch Sammlungen aufgebracht, andererseits aus den Beständen der Gendarmerieschulen beschafft. Die Uniformierung entsprach jener der B-Gendarmerie.

Der Kommandant der Gendarmerieschule Tirol I, Major Seitz, nahm die künftige Entwicklung vorweg, indem er in einem Bericht über die Teilnahme der Gendarmerieschule und der Musik des Landesgendarmeriekommandos am Kondukt für Feldmarschall Erzherzog Eugen am 6. Jänner 1955 in Innsbruck festhielt: "Eine eigene Musik in jedem Bundesland wäre anzustreben." Wie die B-Gendarmerie generell als Keimzelle des späteren Bundesheeres anzusehen ist, so liegt auch der Ursprung der Militärmusik der Zweiten Republik in den musikalischen Ambitionen dieser Truppe.

 

September 1955 - eigene Soldaten in Wien

Mit der Errichtung des "Amtes für Landesverteidigung" beim Bundeskanzleramt mit Wirkung vom 15. Juli 1955 wurde ein organisatorisches Instrument zur Aufstellung eines österreichischen Heeres geschaffen. Die Umwandlung der B-Gendarmerie zu den Provisorischen Grenzschutzabteilungen war ein erstes Ergebnis der Tätigkeit dieses koordinierenden Amtes. Die Musiken der B-Gendarmerie wurden in die neuen Grenzschutzabteilungen übernommen wurden. Ihr Übergang ins Bundesheer der Zweiten Republik war damit eingeleitet.

So hatte die Musik der ehemals in Ebelsberg stationierten Truppe anlässlich ihrer Begrüßung als nunmehr in Wien stationierte erste Grenzschutzabteilung durch den Bundespräsidenten am 26. September 1955 großen Anteil am Erfolg dieser offiziellen Präsentation des neuerwachten Selbstbewusstseins. Die Zeitungen lobten die neue Truppe und ihre Musik begeistert, der Bundeskanzler wies auf die Bedeutung der Stunde hin: "Heute ziehen neue Truppen in Wien ein, vom Jubel der Bevölkerung begrüßt, denn es sind österreichische Soldaten in österreichischer Uniform." Die positive Aufnahme der Soldaten durch die Bevölkerung war sicherlich auch ein Verdienst der Militärmusik. Man muss sich vor Augen halten, dass nach dem Krieg bei einem großen Teil der Bevölkerung alles Uniformierte mit begründeter Skepsis betrachtet worden war und in den ersten Nachkriegsjahren noch nicht von einem breiten politischen Konsens in Bezug auf die Notwendigkeit militärischer Landesverteidigung die Rede sein konnte. Die Militärmusik spielte bei der Überwindung dieser reservierten Haltung eine besondere Rolle.

Dem Amt für Landesverteidigung stand in der Zentralabteilung Prof. Anton Bernhauer als "Fachberater für Militärmusik" zur Seite. Bernhauer war vor 1938 Kapellmeister der Musik des Tiroler Jägerregimentes in Innsbruck. Ihm sind, neben der grundsätzlichen Regelung für die Instrumentenbeschaffung, wesentliche Weichenstellungen zum Aufbau des Militärmusikwesens der Zweiten Republik zuzuschreiben.

 

Organisation der Militärmusik

Mit 1. September 1956 wurde der erste Organisationsplan für die Militärmusik erlassen, nach dem alle Militärmusiken ausgerichtet wurden. Der Organisationsplan (Nr. M 300 b) legte die Stärke der Militärmusik mit insgesamt 58 Musikern pro Kapelle fest.

Die Musikkapellen waren organisatorisch den in den jeweiligen Landeshauptstädten errichteten Feldjäger- bzw. Jägerbataillonen angeschlossen. Sie trugen daher auch deren Namen und Aufschlagfarbe. Die Musiker waren durch eine silberne Lyra auf dem Paroli bzw. über den Distinktionen gekennzeichnet. Der Kapellmeister trug am Rockaufschlag keine Distinktionen, sondern lediglich eine goldene Lyra und wurde durch Hauptmannssoutachen (Soutache - schmaler kordelähnlicher Besatz) an der Kopfbedeckung als Offiziersdienstgrad ausgewiesen. Dass man sich bei der Organisation der neuen Militärmusik teilweise noch am Stand der Musikkapellen des Ersten Bundesheeres orientierte, zeigt ein Detail: Bei der Erfassung der Qualifikationen der Musiker wurde auch die Frage nach der Beherrschung eines Streichinstrumentes gestellt. Offensichtlich ging man zumindest anfangs von der Vorstellung aus, die Militärmusiken in der altösterreichischen Tradition sowohl als Blas- als auch als Streichorchester auftreten zu lassen. Diese Vorstellungen konnten aber nicht in die Praxis umgesetzt werden. Die vorgesehenen Qualifikationskriterien wurden zwar bei Blasinstrumenten mühelos erreicht, die Beherrschung von Streichinstrumenten war - ausgenommen bei der Gardemusik Wien - nur sporadisch vorhanden. An eine allgemeine "Doppelbesetzung" war nicht zu denken.

Schon in der Anfangsphase der Militärmusik in der Zweiten Republik ging die Entwicklung in eine neue Richtung: Die österreichische Militärmusik sollte fortan nur noch als Blasorchester in Erscheinung treten. Neben der zunächst als Einengung empfundenen Beschränkung auf die Blasmusik eröffneten sich damit aber auch Chancen, nämlich, im Rahmen des Blasorchesters und seiner spezifischen Möglichkeiten vorbildliches Musizieren zu pflegen und eine wichtige Rolle bei der Aus- und Weiterbildung von Musikern zu leisten.

Eine wesentliche Umstellung bewirkte schließlich ein noch 1957 ergangener Erlass, wonach die Musikkapellen nunmehr aus dem Verband des aufstellenden Bataillons zu lösen seien und den neu aufzustellenden Brigadestabskompanien als "Brigademusiken" anzugliedern wären. Die Musikkapellen wurden folglich als "Musikkapelle der x-ten Brigade" bezeichnet.

 

Organisationsplan der Militärmusiken vom 1. September 1956

1 Militärkapellmeister 1 Musikmeister (Tamburmajor) 5 Musikunteroffiziere 33 Musikchargen 16 Wehrmänner 1 Kraftfahrer 1 Pferdewärter Instumentalbesetzung

Holzbläser: 2 Flöten in C 2 Oboen 2 Fagotte 1 Klarinette in Es 1 Solo-Klarinette in B 3 Klarinetten I in B 3 Klarinetten II in B 3 Klarinetten III in B Saxophone: 2 Altsaxophone in Es 2 Tenorsaxophone in B

Blechbläser/Melodie: 1 Solo-Flügelhorn in B 2 Flügelhörner I in B 2 Flügelhörner II in B 2 Bassflügelhörner in B 2 Euphonien in C 2 Trompeten in B Blechbläser/Begleitung: 3 Trompeten in Es 1 Basstrompete in B 4 Hörner in Es 3 Posaunen in C 3 Bässe in F 3 Bässe in B Schlagwerk.

1 Große Trommel 2 Paar Becken/Pauke/Glockenspiel 2 Kleine Trommeln/kombiniertes Schlagwerk

 

Ein fixer Bestandteil der Musiklandschaft

Die ersten großen Bewährungsproben für die neuaufgestellten Militärmusiken ließen nicht lang auf sich warten: die Musikkapelle des Heereswachbataillons in Wien (heute Gardemusik) war von Anfang an stark gefordert, besonders im Hinblick auf Repräsentationsaufgaben im Zusammenhang mit den feierlichen Empfängen ausländischer Würdenträger. In den anderen Bundesländern kam es teilweise zu Startschwierigkeiten, vor allem aufgrund von Personalmangel. Erst Anfang Oktober 1958 erfolgte eine Ausschreibung zur Aufstockung der Musikkapellen, denn man lag meist beträchtlich unter dem Plansoll des noch immer gültigen Organisationsplans M 300 b (58 Musiker). Die aufzunehmenden Musiker hatten sich einer Prüfung durch den Kapellmeister der jeweiligen Militärmusik zu unterziehen.

Einen maßgeblichen Anteil am Aufbau der Militärmusiken hatte Siegfried Sommer. Er vertrat die musikalischen Interessen gegenüber den jeweiligen Kommanden mit besonderem Nachdruck, weil die Militärmusiker häufig zu artfremden Tätigkeiten abkommandiert wurden. Ein Aspekt, der die Attraktivität des Dienstes bei der Militärmusik schon damals nicht gerade erhöhte.

Die Militärmusik wurde rasch ein fixer Bestandteil des Musiklebens in Österreich. Sie trat nach wie vor primär bei militärischen Anlässen auf (Angelobungen, Garnisonseröffnungen, Standkonzerte), aber auch bei Vereinsjubiläen, Siegerehrungen, Eröffnungen von diversen Veranstaltungen und wohltätigen Anlässen (Konzerten in Altersheimen). Besonders gefördert wurden die erstmals veranstalteten Konzerte anlässlich von Stellungen, um das Bundesheer populärer zu machen. Die Militärmusik fungierte hier als wesentliches Instrument der Öffentlichkeitsarbeit und warb für Sympathie und Akzeptanz in der Bevölkerung. Mit Konzerten in den Landeshauptstädten, aber auch im Rahmen der neu eingeführten "Österreich-Wochen" zur Förderung der einheimischen Wirtschaft traten die Militärmusiken in Erscheinung.

Im Juli 1960 sollte erstmals eine Militärmusik zum internationalen Militärmusiktreffen nach Zürich fahren. Um den österreichischen Vertreter für diesen ersten Auslandsauftritt zu ermitteln, hatte das Bundesministerium für Landesverteidigung einen Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sich die österreichischen Militärmusiken zu beteiligen hatten. Der Wettbewerb wurde ausgetragen, obwohl die Veranstaltung in Zürich inzwischen abgesagt worden war. Für die Militärmusik war es eine erste Gelegenheit, sich im direkten Vergleichskampf zu messen. Die Jury hatte die Aufgabe, die drei besten Musikkapellen zu ermitteln. Es waren dies die Musik der 8. Brigade (Salzburg) mit Kapellmeister Leopold Ertl, die Musik der 4. Brigade (Oberösterreich) mit Kapellmeister Rudolf Zeman und die Musik der 1. Brigade (Burgenland) mit Kapellmeister Josef Kotay. Ein Detail am Rande - zur Belohnung erhielten alle teilnehmenden Musikkapellen je ein Tonbandgerät, die drei Erstplazierten zusätzlich je einen Radioapparat.

Im Zuge des verstärkten Auftretens in der Öffentlichkeit wurde die Militärmusik auch vom Rundfunk "entdeckt". Schon seit 1959 gab es Rundfunkaufnahmen einzelner Militärkapellen, ab 1961 traten Militärmusiken aber auch im Zuge von Übertragungen auf, zum Beispiel im Rahmen der seinerzeit beliebten Sendung "Frühschoppenkonzert im Grünen" am Sonntagvormittag, moderiert von Heinz Conrads aus der Wiener Stadthalle.

 

Militärmusiken der Militärkommanden

Nach dem Wechsel an der Spitze des Verteidigungsministeriums am 11. April 1961 (Karl Schleinzer wurde neuer Verteidigungsminister und löste in dieser Funktion Bundesminister Graf ab) wurde das Ministerium umorganisiert, was auch für das Referat "Militärmusik" nicht ohne Folgen blieb - es wanderte von der Präsidialabteilung in das Generaltruppeninspektorat (Zentralabteilung). In weiterer Folge wanderten auch die Militärmusiken: Mit der Einführung der Militärkommanden 1962 erfolgte die organisatorische Abkoppelung von den Brigaden und ihre Unterstellung unter die Stabskompanie der neugeschaffenen Militärkommanden. Damit änderte sich auch ihre Bezeichnung. Die Militärkapellen wurden nun als "Militärmusik des Militärkommandos X" bezeichnet. Die Egalisierung wurde durchwegs dunkelgrün, mit Ausnahme der Gardemusik, die organisatorisch weiterhin beim Gardebataillon verblieb.

Das Bundesministerium für Landesverteidigung regelte in weiterer Folge immer mehr die Details des Militärmusikwesens. So wurden alle Militärkapellmeister nach Wien beordert, um eine gemeinsame Exerziervorschrift zu erarbeiten und festzulegen. Es ging um ein perfektes einheitliches Erscheinungsbild der Militärmusiken im Sinne der Gesamtarmee. Ebenfalls entstand eine "Vorläufige Paradeordnung", an die man sich bei der Vorbereitung und Durchführung militärischer Feierlichkeiten zu halten hatte.

 

1965 - der Große Österreichische Zapfenstreich

 

Ein wichtiges Ereignis für die Militärmusiken waren die Feierlichkeiten anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens der Republik Österreich im Jahre 1965. Gleichzeitig stand auch die Feier "zehn Jahre Staatsvertrag" an. Höhepunkt dieser Gedenkveranstaltung war aus militärischer Sicht die festliche Aufführung des Großen Österreichischen Zapfenstreiches, der von Dr. Friedrich Hodick unter Verwendung altösterreichischer Militärmusikstücke zusammengestellt und von Anton Othmar Sollfelner arrangiert worden war. Im Beisein der gesamten Bundesregierung erlebte dieser Zapfenstreich am 16. Mai 1965 seine Uraufführung vor der Neuen Hofburg am Heldenplatz in Wien.

Weitere Großveranstaltungen unter Teilnahme aller österreichischen Militärmusiken folgten, ebenso Einladungen der österreichischen Militärmusiken ins Ausland. Aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen wurde, um die Attraktivität der Militärmusik bei den zukünftigen Musikern zu erhöhen, erstmals im Juli 1967 ein Seminar für Jungmusiker in der Hesser-Kaserne in St. Pölten abgehalten.

 

Weißes Riemenzeug und Ponys

Auch das äußerliche Bild der Militärmusik änderte sich in diesem Jahr. Mit Wirkung vom 19. Juli 1967 wurde die Militärmusik mit weißem Riemenzeug versorgt (weißer Kinnriemen am Innenhelm, weiße Handschuhe, weißer Leibriemen, weiße Notentasche und weiße Hosenspangen). Ewas später wurden auch die Trageriemen für die kleine und große Trommel sowie für die Tuba in weißer Ausführung vorgeschrieben. Dies bedeutete zweifellos eine optische Hervorhebung der Militärmusik und entsprach einer seit langem geäußerten Forderung aus den Kapellmeisterkreisen. Auch das äußere Erscheinungsbild des Militärkapellmeisters änderte sich, wenn auch nur im Detail: Auf den Ärmeln der Uniformröcke trugen sie fortan Borten bzw. Börtchen. Außerdem kennzeichnete die Lyra auf den Unterärmeln des Mantels bzw. auf den Schulterklappen von Hemd, Anorak und Tarnanzug den nunmehrigen Musikoffizier.

In den Jahren zwischen 1970 und 1979 stieg die Zahl der Auslandsauftritte der Militärmusik stark an. In Zweijahresabständen besuchten die österreichischen Militärkapellen anlässlich von Österreich-Tagen, Militärmusikfesten oder ähnlichen Veranstaltungen als musikalische Botschafter Österreichs und des Bundesheeres Frankreich, Ungarn, die Schweiz, Luxemburg und Deutschland. Diese Militärmusiktreffen erlaubten den Vergleich mit professionellen Militärkapellen - insbesondere aus Großbritannien, den Benelux-Ländern und den USA - und stellten daher auch musikalisch eine große Herausforderung für die österreichischen Militärmusiken dar.

1976 ersuchte die Abteilung Veterinärwesen die Militärmusiken, die Trommelponys doch mehr einzusetzen, erstens, weil sie zur planmäßigen Ausrüstung gehörten und zweitens, weil die Wirkung der Tiere auf die Bevölkerung bei öffentlichen Auftritten immer überaus positiv ausgefallen ist.

 

Internationale Vergleiche

Um bei der musizierenden Jugend präsent zu sein, startete die Militärmusik verschiedene Aktionen, wie etwa die Seminare für Jungmusiker. Bereits 1977 fuhr der damalige Musikreferent des Österreichischen Bundesheeres, Professor Rudolf Zeman, nach Deutschland, um sich zu informieren, wie in diesem Land die Rekrutierung des Musikernachwuchses wahrgenommen waird. Dort gibt es bis heute ein Schulmusikkorps der Bundeswehr, aus dem die Musiker nach der Ausbildung ihren Orchestern zugeteilt werden.

Zemans Vergleich fiel zweischneidig aus: Österreich hatte Vorteile darin, dass die Verbindung zum zivilen Blasmusikwesen wesentlich enger und die Militärmusiken als wertvolle Ausbildungsstätte allgemein anerkannt waren. Das musikalische Niveau der deutschen Jung-Militärmusiker hingegen war infolge der konzentrierten Ausbildung wesentlich höher als das der österreichischen Jung-Militärmusiker.

Rund drei Jahrzehnte später erwägt Norwegen, sich bei der in Aussicht gestellten Reorganisation der dortigen Militärmusik an Österreich, "das führende Musikland", zu halten, was heuer, bei der 3. Konferenz der Militärmusikinspektoren in Oslo, seitens der norwegischen Armee erneut bekräftigt wurde.

Die Wechselwirkung zwischen zivilem und militärischem Blasmusikwesen kommt dadurch zum Ausdruck, dass für die Heranziehung junger Musiker zur Militärmusik auch Kriterien aus dem zivilen Blasmusikwesen übernommen werden. 1976 wurde festgelegt, dass das vom österreichischen Blasmusikverband vergebene Jungmusiker-Leistungsabzeichen als Voraussetzung für die Aufnahme in die Militärmusik gilt. Für die damalige Aufnahme eines Jungmusikers wurde das Niveau des Leistungsabzeichens in Bronze verlangt. Infolge wiederholt festgestellter Mängel an musiktheoretischem Wissen bei den Grundwehrdienern in den Musiken wurde die fixe Einbeziehung eines musiktheoretischen Unterrichtes in das Ausbildungsprogramm der Militärmusiker (musikalische Basisausbildung) postuliert.

Heute kann jeder Jungmusiker (geschlechtsneutral) bei der Militärmusik des zuständigen Militärkommandos ein Probespiel absolvieren und wird - je nach Reihung (Anzahl der Punkte des Prüfungsergebnisses) und Bedarf - für vierzehn Monate einberufen.

 

Das Jungmusiker-Leistungsabzeichen

Zur Hebung des musikalischen Ausbildungsstandes und als Anreiz zum Musizieren kann bis zum vollendeten 30. Lebensjahr das Jungmusiker-Leistungsabzeichen in den Stufen A (Bronze) B (Silber) C (Gold) erworben werden.

Gefordert werden bei der Prüfung - je nach Leistungsstufe - theoretisches Wissen (Notenkunde, Takt, Alteration, Tonleitern, Harmonik etc.) sowie die praktische Handhabung des jeweiligen Instrumentes (Tonleitern, Etüden und Spielen vom Blatt).

 

Aktives Element der Öffentlichkeitsarbeit

Am 30. Juni 1979 trat mit Prof. Rudolf Zeman der letzte Vertreter der "alten Garde" in den Ruhestand. Zeman hatte als einer der ersten Militärkapellmeister der Zweiten Republik nicht nur der Militärmusik Oberösterreich, sondern auch als Musikreferent im Verteidigungsministerium der ganzen österreichischen Militärmusik seinen Stempel aufgedrückt.

Als sein Nachfolger wurde der Kapellmeister der Kärntner Militärmusik, Anton Othmar Sollfelner, bestellt.

Damit begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Militärmusik der Zweiten Republik. Die Militärmusik wurde nun ein aktives Element der Öffentlichkeitsarbeit des Heeres und als wesentlicher Teilbereich der Selbstdarstellung des Bundesheeres begriffen und gefördert.

 

Die 25-Jahr-Feiern von 1980

Das Jahr 1980 war von den 25-jährigen Jubiläen "Staatsvertrag", "Immerwährende Neutralität" und "Bundesheer" beherrscht. Mit diesen Feierlichkeiten kamen auch auf die österreichischen Militärmusiken große Aufgaben zu. Wie schon bei vorangegangenen Anlässen, wurden die österreichischen Militärmusiken zusammengezogen, um einen möglichst nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Allerdings ließ man es nicht mehr nur bei einem Monsterkonzert früherer Tage bewenden. Nach dem Vorbild der besonders im angelsächsischen Raum üblichen Tattoos sollte nun die Militärmusik "in Bewegung" versetzt werden. Damit tat sich ein gänzlich neuer Aufgabenbereich für die Militärmusik auf: Derartige Darbietungen erfordern eine exzellente Choreographie und äußerste Exaktheit in der Ausführung. Bei Erfüllung dieser Voraussetzungen ist aber die Wirkung auf das Publikum unvergleichlich größer, weil die Optik bei der Musik "in Bewegung" eine besondere Rolle spielt.

Mittlerweile wurden die Auftritte der österreichischen Militärmusiken so weiterentwickelt und perfektioniert, dass im europäischen Raum fast kein Tattoo mehr ohne eine Militärmusik aus Österreich stattfindet.

Die Republikfeiern des Jahres 1980 brachten auch mehrere repräsentative Militärkapellen der Signatarstaaten des Staatsvertrages, also der ehemaligen Besatzungsmächte Frankreich, Großbritannien, UdSSR und USA, ins Land. Am 14. Mai kam es in der Wiener Stadthalle zu einem ersten Zusammentreffen der österreichischen und der ausländischen Militärkapellen, wobei letztere auch ihre beeindruckenden Shows inszenierten.

Ein erster Höhepunkt der Feierlichkeiten fand am 15. Mai 1980 vor dem Schloss Belvedere statt. Nach dem Einmarsch der Militärmusiken des Burgenlandes, Niederösterreichs, der Gardemusik und der Gastkapellen aus den Signatarstaaten folgte ein Vorkonzert, wobei jede Kapelle ein bis zwei Stücke zu Gehör brachte. Nach dem offiziellen Festakt spielten die beim Festkonzert teilnehmenden Kapellen charakteristische Märsche und Musikstücke aus den jeweiligen Ländern. Abschließend wurden auf dem Rathausplatz von allen gemeinsam die österreichische Bundeshymne, der Marsch "O du mein Österreich" und der "Donauwalzer" intoniert.

Eine weitere Großveranstaltung zum Jubiläum des Bundesheeres, an der alle neun österreichischen Militärmusiken teilnahmen, wurde am 26. Oktober 1980 auf dem Heldenplatz abgehalten. Nach dem Einmarsch der Ehrenformationen erfolgte die Aufführung des "Großen Österreichischen Zapfenstreiches des Österreichischen Bundesheeres". Diese Veranstaltungen bedeuteten sicherlich einen Höhepunkt in der Geschichte der österreichischen Militärmusik der Zweiten Republik. Die vom damaligen Armeekapellmeister geplanten Zeremonien waren ein voller Erfolg. In- und ausländische Medien berichteten darüber in Superlativen.

 

Die neunziger Jahre

Nach den Feierlichkeiten 1980 ging es mit der österreichischen Militärmusik sowohl qualitativ als auch quantitativ steil bergauf. Die Zusammenziehung der Militärmusiker zur Schulung im Rahmen der neuen Exerziervorschrift wurde ein fester Bestandteil im Ausbildungskalender. Die Ausbildung der Chargen, des Unteroffizierskorps und der Militärkapellmeister wurde neu geregelt und per Zielkatalog definiert.

Im Hinblick auf die häufigen internationalen Kontakte der österreichischen Militärmusiken war es notwendig geworden, an den Uniformen Verbesserungen durchzuführen, was schließlich zur Einführung von qualitativ hochwertigen Konzertanzügen sowie den dekorativen Schulterschnüren und dem weißen Riemenzeug mit Schultergurt führte.

1990 wurden in Wiener Neustadt 45 Jahre Zweite Republik, in Gmunden 35 Jahre Staatsvertrag und Neutralität sowie 35 Jahre Bundesheer gefeiert.

Ein militärisches Großereignis im Juni 1991 war das Internationale Militärmusiktreffen, welches anlässlich "35 Jahre Österreichische Militärmusik in der Zweiten Republik" in Salzburg stattfand. Aus Deutschland, Italien, Jugoslawien, Polen, der Schweiz, der Tschechoslowakei und aus Ungarn kamen die Gastorchester, die gemeinsam mit acht österreichischen Militärmusiken auftraten. Nach den historischen Veränderungen im Gefolge des Falles des Eisernen Vorhanges war dies das erste große gemeinsame Auftreten mitteleuropäischer Militärmusiken und somit von großer politischer Symbolkraft.

In Kooperation mit der Stadt Wiener Neustadt wurde für 1994 wieder ein internationales Militärmusiktreffen vorbereitet, Anlass war die 800-Jahr-Feier der "Allzeit Getreuen". 600 Militärmusiker erwiesen der Stadt ihre musikalische Referenz. Das Bundesheer nutzte diese öffentlichkeitswirksame Veranstaltung auch für eine umfassende Leistungsschau im Fußballstadion.

An der Spitze der österreichischen Militärmusik vollzog sich im Jahr 1995 ein Generationswechsel. Mit Oberst Prof. Mag. Anton Othmar Sollfelner trat ein Heeresmusikchef in den Ruhestand, der die Entwicklung der österreichischen Militärmusik in der Zweiten Republik von Anfang an begleitet und maßgeblich mitbestimmt hat. Sein Nachfolger wurde der bisher an der Spitze der Militärmusik Salzburg stehende Oberst Josef Spirk.

Das Militärmusiktreffen 1995 in Krems stand bereits unter der Leitung des neuen Heeresmusikchefs. Die Tausend-Jahr-Feier der Stadt, die mit der 3. Panzergrenadierbrigade eine Partnerschaft unterhält, gab dazu den festlichen Anlass.

Die Kurstadt Baden bei Wien war schließlich erstmals Schauplatz eines internationalen Militärmusiktreffens, das unter der Bezeichnung "Badener Tattoo" eine eigene Tradition entwickelt hat. Die erste Veranstaltung dieser Art, die noch Oberst Prof. Mag. Sollfelner plante und durchführte, ging 1995 in Erinnerung an den altösterreichischen Militärkapellmeister und Komponisten Karl Komzak (1850 bis 1905), der in Baden wohnte und dort auch seine musikalische Laufbahn als Kurkapellmeister beendete, über die Bühne. Neben dem Tattoo auf dem Badener Trabrennplatz gab es Platzkonzerte und ein Konzert der Nationen im Festsaal des Badener Casinos. Waren es 1995 die östlichen Nachbarländer, die das Badener Tattoo mit ihrer Anwesenheit auszeichneten, so prägten im darauf folgenden Jahr die Musikkapellen der westlichen Nachbarländer das Bild des Tattoos. Die musikalische Gesamtleitung lag beim Heeresmusikchef Oberst Josef Spirk.

1996 war durch das "Ostarrichi-Jubiläum" (Tausend Jahre Österreich) geprägt. Das größte Ereignis war das Großkonzert der Militärmusiken des Bundesheeres am 20. Juni auf dem Residenzplatz in Salzburg. Acht Militärmusiken traten in einem gemeinsamen Freiluftkonzert vor 4 000 Zuhörern auf, wobei die Programmpunkte markante Stationen populärer österreichischer Musik streiften.

Die Jubiläen "50 Jahre Tiroler Blasmusikverband", ein gemeinsames Musizieren bei den "Swarovski-Kristallwelten" in Wattens und der 200. Geburtstag von Franz Schubert beim Badener Tattoo waren 1997 die Höhepunkte der Militärmusikzusammenziehungen.

Zu den international bedeutendsten Ereignissen des Jahres 1997 gehörte die erstmalige Ausrichtung einer Konferenz der WASBE (Weltvereinigung symphonischer Blasorchester und Bläserensembles) in Schladming. Führende internationale Orchester und Ensembles traten in Konzerten auf und belegten das hohe Niveau im Blasorchesterbereich. Dabei ging es natürlich auch darum, die österreichische (Blas-)Musiktradition in bestem Licht darzustellen, wobei auch der Militärmusik große Bedeutung zukam. Der große Erfolg der WASBE-Konferenz führte zur Institutionalisierung einer jährlichen mitteleuropäischen Blasorchesterkonferenz in Schladming, der "Mideurope" (in Anlehnung an die "Midwest" in Chicago, der bedeutendsten jährlichen Blasmusikmesse der Welt).

Der 100. Geburtstag von George Gershwin war das Motto des Badener Tattoos 1998. Internationale Gäste waren das Ungarische Zentralorchester und das Repräsentationsorchester der Rumänischen Armee. Österreich wurde durch die Militärmusiken aus Ober- und Niederösterreich vertreten. Anlass für das jährliche Blasmusiktreffen war in diesem Jahr das mittlerweile zur Tradition gewordene Wiener Blasmusikfest, in dessen Rahmen zahlreiche Musikkapellen aus den Bundesländern und den Nachbarstaaten der Bundeshauptstadt einen Besuch abstatteten. Die bevorstehende erstmalige Ausübung der EU-Präsidentschaft durch Österreich verlieh auch dieser Großveranstaltung mit insgesamt über 2 500 aktiven Teilnehmern eine besondere Note: Gastkapellen kamen auch aus den damaligen Beitrittskandidatenländern Estland, Polen, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern. Die Rasenschau, diesmal auf der Hohen Warte, vereinigte 13 Orchester in Aktion. Im Rahmen des "Konzertes der Nationen" im Austria Center Vienna vertrat die Gardemusik die Wiener und die österreichische Militärmusiktradition.

Die mittlerweile zur "Mideurope" mutierte WASBE-Nachfolgeveranstaltung in Schladming ist nun ein fixer Bestandteil der nationalen wie der internationalen Blasmusikszene mit Beiträgen und Auftritten österreichischer Militärmusiken. Ebenfalls im Jahr 1999 wurde die jährliche Zusammenziehung der österreichischen Militärkapellen in den obersteirischen Industrieraum verlegt. Zentrum war anlässlich der Feier "75 Jahre Stadterhebung" die Stadt Kapfenberg, wo auch die Rasenschau und die Abschlussveranstaltung im Alpenstadion stattfanden. Das traditionelle Badener Tattoo empfing im Strauß-Jubiläumsjahr Gäste aus der Ukraine (das 1992 gegründete repräsentative Zentralorchester der Armee samt Folkloregruppe) und als besondere Attraktivität die Königliche Jordanische Militärmusik, die erstmals in Österreich auftrat.

 

Nach der Jahrtausendwende

Seit dem Jahr 2000 fanden zahlreiche bedeutende Einsätze der Militärmusiken im In- und Ausland statt. Stellvertretend seien nur die Auftritte der jährlichen Militärmusikzusammenziehungen festgehalten:

Mit 18. April 2006 wurde der Autor, bis dahin Militärkapellmeister der Militärmusik Oberösterreich, als Nachfolger des Heeresmusikchefs Oberst Josef Spirk nach Wien dienstzugeteilt. Im September 2006 fand die erste Militärmusikzusammenziehung unter seiner Verantwortung in Innsbruck statt. Im Olympiastadion wurde dem Verteidigungsminister und der Bevölkerung von Innsbruck ein großartiges Programm geboten. Mit 1. Dezember 2006 wurde der Autor zum neuen Heeresmusikchef ernannt und stellte sich gleich mit der Weihnachts-CD "Still, ganz still, …" ein.

Am 6. September 2007 fand ein Militärmusikfestival in der Wiener Stadthalle unter dem Motto "50 Jahre Militärmusik" statt. Neben den Showdarbietungen von vier k.u.k Traditionsmusiken und vier österreichischen Militärmusiken war der Höhepunkt die Aufführung von "Der Traum eines österreichischen Reservisten" mit allen Militärmusiken. Jedes der 42 Traumbilder wurde von ca. 300 Laiendarstellern aus der oberösterreichischen Gemeinde Schenkenfelden sowie den Bürgergarden aus Haslach, Freistadt und Bad Leonfelden hervorragend umgesetzt.

Auch beim Besuch Papst Benedikts XVI. im September 2007 wirkten die Gardemusik in Wien und die Militärmusik Kärnten in Mariazell mit. Der musikalische Empfang durch die Militärmusik Niederösterreich am Flugplatz in Mariazell fiel aus Witterungsgründen sprichwörtlich ins Wasser.

 

Schlussbemerkungen

Seit der Aufstellung der Militärmusiken der Zweiten Republik (1956/57) haben insgesamt rund 18 000 Musiker ihren Dienst bei der Militärmusik abgeleistet. Davon schlugen 417 die Laufbahn von hauptberuflichen Orchestermusikern (bis hin zu den Solopulten bei den Wiener Philharmonikern) ein, 511 wurden Musiklehrer und 828 übernahmen die Leitung von zivilen Blaskapellen. Nicht weniger als 14 000 ehemalige Militärmusiker wirken in österreichischen Blaskapellen und tragen dort maßgeblich zur Erhaltung und Steigerung des musikalischen Niveaus bei.

Als Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesheeres erfüllt die Militärmusik eine wichtige Aufgabe in der Selbstdarstellung des Bundesheeres. Aber auch nach innen strahlt die Militärmusik eine positive Wirkung aus; Motivation und Gemeinschaftsgeist werden verbessert, Militärmusik von hoher Qualität wirkt wie eine akustische Fahne. Eine der vielen Gründe für den Erfolg der österreichischen Militärmusik liegt sicherlich in der ausgewogenen Art der Programmgestaltung der einzelnen Konzerte, die von der österreichischen Tradition ausgeht, ohne die aktuellen Strömungen im Bereich der symphonischen Blasmusik zu vernachlässigen. Im Zusammenhang mit Militärmusik denkt man unwillkürlich noch immer nur an militärisch inszenierte Marschmusik. Doch weit gefehlt, sie bietet heute den Zuhörern weit mehr! Das große Spektrum einer heutigen Militärmusik umfasst Solisten, Duos, Arien- und Weisenbläser, Trios in den verschiedensten Besetzungen, Holz- und Blechbläserquartette, das klassische Holzbläserensemble, Brass-Quartett und -Quintett, kleines Blasorchester für böhmisch/mährische Musik, Combo, Big Band, das symphonische Blasorchester in der klassischen Besetzung bis hin zu einem Streichorchester der Gardemusik.

Der Begriff Militärmusik umfasst daher heute alle Aspekte musikalischer Darbietungen. Hohe Qualität und Kompetenz in Ausbildung und Einsatz sind Markenzeichen der österreichischen Militärmusik. Die verschiedenen Formationen faszinieren dabei mit Vielseitigkeit und Begeisterungsfähigkeit. Die Militärmusik fördert junge Musiker beiderlei Geschlechts und bildet den Nachwuchs für ihren Kader aus. Ein wesentlicher Bestandteil der Aufgaben der Militärmusik ist die Weiterführung ihres historischen Kulturauftrages, der in allen seinen zukunftsorientierten Ausprägungen erfüllt werden soll. Als tragendes Element der Öffentlichkeitsarbeit des Österreichischen Bundesheeres und der traditionellen Vorbildfunktion für das österreichische Blasmusikwesen, überzeugen die Militärmusiken mit hoher Qualität. Sie repräsentieren somit bei Auftritten im In- und Ausland Leistungsfähigkeit und Spielkunst auf höchster Ebene.

 


Autor: Heeresmusikchef Oberst Mag. Franz Peter Bauer, Jahrgang 1953. Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien sowie am Konservatorium der Stadt Wien. Im Oktober 1989 Abschluss der Ausbildung zum Militärkapellmeister mit Auszeichnung und ab 1. Jänner 1990 Kommandant der Militärmusik Oberösterreich. Nach einem weiteren Studium an der Universität Mozarteum in Salzburg Graduierung zum "Magister artium". Ernennung zum Heeresmusikchef mit 1. Dezember 2006. Durch ständige Weiterbildung ist der Autor seit Jahren vielseitig erfolgreich tätig und gilt deshalb als Blasmusikfachmann und Kenner der Materie sowie als anerkannter Komponist.

 


Übernommen von Reinhard Wieser

 

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