Die Kriegs-Marine

Im Jahre 1718 gab Karl Vl. vornehmlich auf den Rat des Prinzen Eugen den Befehl zur Errichtung einer österreichischen Kriegsflotte, die dem Hofkriegsrat untergeordnet wurde und später, um das Jahr 1734, unter Vizeadmiral Graf Johann Lukas Pallavicini einen besonderen Aufschwung nahm. Sie bestand damals aus etwa 20 Schiffen verschiedenster Bauart und 100 Pontons, die Schiffsmannschaft betrug 2400 Mann, das Offizierskorps bestand hauptsächlich aus Spaniern, Genuesern und Neapolitanern.

Schon zu dieser Zeit bestand auch eine, aus türkischen Sklaven gebildete Marinemusikbande, deren Besetzung daher auch vermutlich jener der türkischen Janitscharen-Kapellen (Schalmeien, Trompeten und verschiedene Schlaginstrumente) glich und wenn schon nicht zur Gänze diesen nachgebildet, so doch sicherlich bereits das sogenannte türkische Schlagwerk: Große Trommel, Cinellen, Triangel, Schellenbaum etc. mit sich führte. Die weitere Entwicklung dieser ersten österreichischen Marinemusik ist bisher noch weitestgehend unerforscht, sicher ist lediglich, daß es sich hiebei um eine außeretatsmäßige Einrichtung handelte.

Der ersten österreichischen Kriegsflotte war kein besonders günstiges Schicksal beschieden, trotz aller Förderung durch Kaiserin Maria Theresia, die die Wichtigkeit einer Seemacht wohl erkannte und auch bereits die Idee zur Gründung einer überseeischen Kolonie gefaßt hatte, geriet das Werk später wieder mehr in Verfall, so daß auch in den französischen Kriegen die wehrlosen österreichischen Seeprovinzen ein Raub der Feinde werden konnten. Nach den Befreiungskriegen übernahm Österreich einen großen Teil der venetianer Erbschaft, große Küstenstrecken wurden neuerdings dem Reiche einverleibt, wodurch auch neuerlich die Notwendigkeit zur Schaffung einer Seestreitkraft gegeben war. Als Grundlage dazu diente die venezianische Marine, deren Beschlagnahme durch Österreich mit kaiserlicher Konvention vom 23. April 1814 verfügt worden war. Der Standort der nunmehr österreichischen Kriegsmarine blieb also weiterhin Venedig.

Hier knüpft auch die Geschichte der Marinemusik wieder an. Die Marinetruppen bestanden damals aus dem Matrosen-Kanonier-Korps und dem Marine-Infanterie-Bataillon, dessen Aufstellung bereits 1813 - 1814 eingeleitet worden war und das sich aus Dalmatinern, Albanern und Italienern rekrutierte. Jede dieser beiden Abteilungen hatte eine eigene Musikbande, deren Entstehung wohl gleichfalls in die Jahre nach den Befreiungskriegen fällt.

Im Standesausweis nach dem Organisations-Reskript vom 15.1.1817 scheinen indes bei beiden Abteilungen nur Tamboure auf, aber keine Hautboisten. Von dem damaligen Bestehen der beiden außeretatsmäßigen Marinemusikbanden erhalten wir erst Kenntnis, als der Hofkriegsrat in Wien, dem die kaiserliche Marine unterstand, anfangs der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts den Generalmajor Marquis Paulucci zwecks Besichtigung der Marine nach Venedig sandte.

Generalmajor Paulucci verfaßte über die Ergebnisse seiner Inspektionsreise einen umfangreichen Bericht, und machte darin zahlreiche Verbesserungs- und Einsparungsvorschläge: u.a. fand er den Stand des Matrosen-Kanonierkorps zu hoch und schlug eine Standesverminderung vor, die durch Ausscheidung von mindertauglichen Elementen etc. erreicht werden sollte und überdies „indem man ... ferner auch eine beträchtliche Anzahl von Matrosen, die es nur dem Namen nach sind, in der Tat aber die Musik-Bande ausmachen, gänzlich abschaffet . . ." In dem Bericht heißt es weiter: „Sowohl das Matrosen-Kanonierkorps, als das Marine-Infanterie-Bataillon hat seine respektive zahlreiche Musikbanda. Die Individuen, aus welchen diese Banden bestehen, gehören größtentheils zum effektiven Stande dieser beiden Korps, da sie bei den ersteren aus der Anzahl der Matrosen, bei dem letzteren aus dem Stande der gemeinen Soldaten genommen sind, und folglich dem Dienste und dem Allerhöchsten Aerar zur Last fallen. Die Auslagen für die musikalischen Instrumente, für die besondere und schönere Uniformierung dieser Leute etc. müssen doch aus irgendeiner Quelle fließen. Der Offiziers in diesen beiden Korps sind zu wenige, auch sind sie größtenteils nicht wohlhabend genug, um zu ihrem Nachtheile für die Beköstigung dieser Musikbanden in Anspruch genommen zu können. Uibrigens frägt sich auch, wozu die Marine einer Musik bedarf? Etwa weil sie zwei Corps der Marine, nämlich das Matrosen-KanonierKorps und Marine-Infanterie-Bataillon in sich begreift, deren Mannschaft größtenteils auf Fahrzeugen oder sonst detachirt, abwesend ist? Ich wäre daher des gehorsamen Dafürhaltens, daß die bei der Marine bestehenden Musikbanden gänzlich aufgehoben werden sollten. Wollte aber das Militär- und Administrations-Personal der Marine, vom Offizier und besoldeten Beamten aufwärts, durchaus eine Musik-Bande, unter der Benennung Musik der Marine haben, und die nach Verhältnis der Gage eines jeden repartierten Unterhaltungskosten dieser Banda selbst tragen, so dachte ich, könnte das füglich erlaubt werden, jedoch unter der ausdrücklichen Bedingung, daß nicht etwa unter irgend einem anderen Namen eine Auslage dafür dem Allerhöchsten Aerar zur Last fiele, daß kein Individuum der besagten zwei Corps, unter irgend einem gedenkbaren Vorwande zu diesen Banden aufgenommen werden dürfte, und daß endlich von den Unteroffiziers, Soldaten, Matrosen durchaus nichts zur Bestreitung dieser Banden abgefordert, ja nicht einmal, wenn sie selbst Beiträge dazu anböten, solche angenommen werden dürfen. Auf diese Art würde die Aufstellung einer Musik-Bands weder den Dienst, noch das Allerhöchste Aerar, noch irgend ein Individuum beeinträchtigen, der Marine aber zur Zierde und zum Vergnügen gereichen."

Auf Grund dieses Berichtes verfügte der Hofkriegsrat 1824 die Abschaffung der beiden Marinemusikbanden. Gleichzeitig war aber auch General-Major Paulucci selbst zum Oberkommandanten der Marine ernannt worden und ließ nun als solcher die Musik weiter bestehen. Lediglich dürfte damals eine Zusammenlegung der beiden Musikbanden zu einer einzigen Kapelle erfolgt sein, die wahrscheinlich auf ähnliche Art organisiert wurde, wie dies General-Major Paulucci unter der Bezeichnung „Musik der Marine" in seinem Bericht an den Hofkriegsrat selbst vorgeschlagen hatte. In den späteren Quellen ist stets von nur einer Marine-Musik mehr die Rede. Die Musiker wurden aber weiterhin als Soldaten bei ihren Abteilungen im Stand geführt, die Mehrkosten für ihre besondere Uniform sowie für Instrumenten- und MusikalienAnschaffung und das Gehalt des Kapellmeisters etc. wurden aus freiwilligen Beiträgen der Marineoffiziere vom Oberkommandanten abwärts bestritten. Um diese Zeit noch galt es bei den österreichischen Militär-Musikbanden als eine besondere Spezialität, wenn zur Bedienung der türkischen Schlaginstrumente, besonders aber für den Schellenbaum, echte Mohren und dgl. zur Verfügung standen, so führte damals auch die Marinemusik - viel beneidet ob dieser Besonderheit - durch längere Zeit sechs afrikanische Neger im Stande, die ein österreichisches Schiff einst geborgen hatte, als sie, schon halb verhungert, in einem Kanu auf hoher See herumtrieben. Ihr Fahrzeug, ein Einbaum kam später in das Marinemuseum nach Pola.

Die „Venetianer Zeitung" vom 2. Mai 1829 erwähnt auch das vorzügliche Spiel der Marinemusikbande unter Leitung des Kapellmeisters Mr. Scherer. Häufig wurden auch schon damals Abteilungen der Marinemusik auf größere Schiffsreisen mitgenommen, so auch, als im Jahre 1830 die Gabarra „Abbondanza" zwecks Rückgabe der seinerzeit requirierten österreichischen Merkantilbrigg „Veloce" von Triest nach Marokko fuhr, wobei dem Sultan von Marokko kostbare Geschenke überbracht wurden und die mitgeführte Abteilung der Marinemusik in dessen Hoflager konzertierte.

Daß die Marinemusik trotz der im Februar 1824 verfügten Auflösung immer weiterbestanden hatte, erfuhr der Hofkriegsrat in Wien erst im Mai 1845, als der neue Marineoberkommandant Erzherzog Friedrich - ein Vetter des damals regierenden Kaiser Ferdinand - sich in einer Eingabe dahin wandte, um die 60 Mann starke Marinemusik in ein etatmäßiges Verhältnis zu bringen. In den mit dieser Angelegenheit befaßten Aktenstücken wird als Begründung angeführt: „ . … die fortwährende Notwendigkeit der Musikbande . . ., sowohl bei Paraden und Funktionen zu Lande, als für das Kommando-Schiff der Division oder ein anderes, mit spezieller Mission ins Ausland bestimmte Kriegsfahrzeug", ferner, daß alle anderen Marinen Militärmusik haben, daß die Einförmigkeit des Seelebens einige Zerstreuung durch Musik als sehr angemessen erheische, daß das Dekorum der Marine sowohl in Venedig selbst, als auf Schiffen im Auslande die Beibehaltung der von jeher bestandenen Marine-Musikbande wirklich erforderlich mache ...

Der in solchen Dingen sonst mehr als sparsame Hofkriegsrat zeigte sich diesmal - vermutlich weil ein Mitglied des kaiserlichen Hauses in der Sache bemüht war - ausnahmsweise freigebig und weitaus großzügiger als beispielsweise gegenüber den armen Grenzregimentern, denen man ihre Musikbanden im Jahre 1822 auf ganze acht Mann (die systemisierten „Hautboisten") reduziert hatte. Mit kaiserlicher Verfügung vom 9. Jänner 1846 erhielt die Marinemusik über Antrag des Hofkriegsrates einen etatmäßigen Stand von 18 Hautboisten und 48 Bandisten, die beim Marine Infanterie-Bataillon im Stande zu führen waren, sowie ein jährliches Musikpauschale von 500 fl. bewilligt. Das bedeutete einen großen Vorteil gegenüber den Musikbanden des Landheeres, deren staatliche Zuwendung bedeutend niedriger war und für die (1822-1851) ein etatmäßiger Stand von nur 10 Hautboisten und 24 Bandisten festgesetzt war; trotz dieser Vorschrift waren aber in Wirklichkeit viele Musikbanden des Landheeres auch schon damals 60 - 80 Mann stark.

Die Revolutionswirren der Jahre 1848/49 tobten besonders heftig in den italienischen Provinzen. Nachdem ein großer Teil der kaiserlichen Marine, zumeist Italiener, zu den Revolutionären übergegangen war, faßte Admiral Dahlerup den treugebliebenen Rest zusammen, und führte damit erfolgreich die Blockade und Einnahme von Venedig durch. Seine weitere hervorragende Tätigkeit leitete den Beginn einer neuen Epoche der österreichischen Marine ein. Die Marinemusik erhielt zu Beginn des Jahres 1850 einen außerordentlich fähigen Leiter in dem Militärkapellmeister J.R. Sawerthal, der in dem nunmehrigen Standort Triest eine äußerst fruchtbare künstlerische Tätigkeit entfaltete. Abteilungen der Marinemusik versahen in mehreren Theatern Triests den Orchesterdienst und bestritten die Konzert- und Ballmusik in den vier Kasinos und an anderen Unterhaltungsstätten. Neben dienstlichen Wirken leitete Sawerthal auch den von ihm im Jahre 1852 gegründeten Triester Musikverein, mit dem er alljährlich große klassische Tonwerke zur Aufführung brachte.

Im Zuge der angeordneten Neu-Systemisierung sämtlicher Musikbanden des Heeres wurde dem Marine-Oberkommando - auf eine Anfrage an das Kriegsministerium - mitgeteilt, daß die Marinemusik hinsichtlich ihrer Zusammensetzung, Adjustierung etc. nunmehr der Musik eines Infanterie-Regiments gleichzustellen sei. Da aber die Infanteriemusikbanden mit obiger Verfügung einen Stand von 48 Bandisten und 12 Eleven, sowie gleichfalls ein Jahrespauschale von 500 fl. erhalten hatten, ergaben sich für die Marinemusik dadurch wohl nur einige geringfügige organisatorische Änderungen.

Eine Standeserhöhung der Marinemusik erfolgte im Jahre 1855: 18 Mann der Musik befanden sich damals auf der Fregatte „Schwarzenberg" in der Levante, 14 Mann beim Hafen-Admiralat in Pola. Mit kaiserlicher Entschließung vom 9. März 1855 wurde bewilligt, daß diese 32 Musiker über den festgesetzten Stand geführt werden durften. Gleichzeitig wurde festgelegt, daß auf Fregatten ersten Ranges (als Flaggenschiffe) stets 18 Mann, auf solchen zweiten Ranges 12 Mann der Musikbande eingeschifft werden sollten.

Seit 1854 führte Erzherzog Maximilian, der als sehr kunstsinnig bekannte jüngere Bruder Franz Joseph I. das Oberkommando der Kriegsmarine. Er führte auf seinen Reisen nach Pola, Venedig und anderen Städten stets auch die Marinemusik in seinem Gefolge und ließ dieser, wie auch ihrem Kapellmeister Sawerthal jede erdenkliche Förderung angedeihen. Als sich Erzherzog Maximilian mit der belgischen Prinzessin Charlotte vermählte, begleiteten 16 ausgewählte Marinemusiker unter Sawerthals Leitung das hohe Paar auf der Hochzeitsreise, die am 24. Mai 1857 auf der kaiserlichen Fregatte „Elisabeth" angetreten wurde und über Lissabon, Madrid, Antwerpen, Brüssel und London führte. In allen Städten und an allen Höfen erntete Sawerthal mit seiner Künstlerschar Auszeichnung und höchstes Lob.

In Triest ließ Erzherzog Maximilian die Marinemusik allwöchentlich zweimal in seinem Garten konzertieren, wozu jedermann freien Zutritt hatte. Als Relikt aus der venetianischen Vergangenheit der österreichischen Marine herrschte bis in die fünfziger Jahre noch die italienische Dienst- und Kommandosprache; Erzherzog Maximilian schaffte sie ab und führte die deutsche Dienstsprache ein.

Als im Herbst 1858 Richard Wagner in Venedig weilte, beeilten sich die Musikbanden der dort stationierten österreichischen Regimenter, dem Komponisten durch die Aufführung seiner Werke bei Standkonzerten auf dem Markusplatz ihre Reverenz zu erweisen. Eine Glanzleistung bot dabei die Marinemusik am 23. Okt. 1858 mit der Aufführung der „Rienzi"-Ouvertüre, wofür Richard Wagner, der auch vorher den Proben beigewohnt hatte, an Kapellmeister Sawerthal tags darauf ein herzliches Dankschreiben folgenden Inhalts sandte:

 

„Venedig, 24. Oct. 58

Geehrtester Herr Kapellmeister!

Ich konnte Sie gestern nicht mehr auf dem Platze finden, um Ihnen meinen Dank für die schöne Aufführung der Rienzi-Ouvertüre zu sagen, und hole es demnach heute schriftlich nach. Es machte mir große Freude, daß Ihre Musiker sich alles so gut gemerkt hatten und richtig herausbrachten. Der Anfang sogleich war ganz vortrefflich. Mit dem Tempo vollkommen einverstanden. Nur (4 Takte vor dem Allegro) mehr trommeln und sehr stark. Die Stelle war matt. 

Nochmals schönsten Dank, und die Versicherung, daß Sie mir viel Freude gemacht

Richard Wagner."

 

Seinen weiteren ungestörten Aufenthalt in Venedig verdankte Richard Wagner, der damals als politischer Flüchtling österreichisches Gebiet als zum Deutschen Bund gehörend nicht hätte betreten dürfen, der Gunst des Erzherzogs Maximilian, der sich - als gleichzeitiger Vizekönig der Lombardei - für ihn verwendete.

Als Erzherzog Maximilian 1864 den mexikanischen Kaiserthron bestieg, folgte ihm J.R. Sawerthal als Hofkapellmeister und Direktor der gesamten mexikanischen Militärmusik. Nach dem unglücklichen Ende dieses Unternehmens wurde er 1868 Kapellmeister des königlich englischen Leibregiments in Dover, ehe er 1890 in seine Heimat Polepp (Böhmen) zurückkehrte und am 3. Mai 1893 in Leitmeritz starb. Im Jahre 1871 erfolgte eine neuerliche Standeserhöhung der Marine Musik auf 100 Mann, wovon 45 Mann, in kleinere „Partien" geteilt, zur Einschiffung bestimmt waren, der Rest von 55 Mann blieb ständig in Pola, wo sich seit Ende der fünfziger Jahre der ständige Sitz des Marine Oberkommandos und der Hauptkriegshafen der Donaumonarchie befand. Die Organisation der Marinemusik blieb von nun an im wesentlichen bis zum Ende der österreichischen Kriegsflotte im November 1918 die gleiche (der letzte österreichische Marine-Oberkommandant war der nachmalige ungarische Reichsverweser Nikolaus von Horthy).

Abteilungen der Marinemusik gelangten auf ihren Schiffsreisen oft in die entferntesten Länder - bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges war eine Musik-Abteilung durch längere Zeit auch in Tsingtau (China) stationiert - und trugen so den Ruhm der altösterreichischen Militärmusik in alle Welt hinaus.

Der Marinekapellmeister verblieb zumeist in Pola, während die auf Schiffen befindlichen Abteilungen („Schiffsharmonien") von dazu geeigneten Marinemusikern mit den entsprechenden Chargengraden geleitet wurden. Aus einem Inserat vom Jahre 1869, worin für die Marinemusik ein Kapellmeister gesucht wurde, sind die damals an den Bewerber gestellten Bedingungen ersichtlich: Höchstalter 40 Jahre, Absolvent des Wiener oder Prager Konservatoriums oder des Mozarteums in Salzburg. Nachweis der Praxis in der Leitung einer k.u.k. Militär- oder sonstigen Kapelle, Verpflichtung zur Ableistung einer sechsmonatigen Probezeit. Das jährliche Gehalt betrug damals 1200 fl. sowie 150 fl. Adjustierungspauschale und 36 fl. Holzgeld. Hiezu kamen noch die vorschriftmäßigen Anteile an den Konzerteinnahmen. Als Quartier erhielt der Kapellmeister eine Offizierswohnung in natura oder „Relutum" zugewiesen.

Zu der hohen musikalischen Stufe und vorzüglichen Leistungsfähigkeit, auf der die österreichische Marinemusik stand, mochte nicht wenig beigetragen haben, daß die Leitung durchwegs überaus fähigen Kapellmeistern anvertraut war, deren Namen hinter jenen der prominentesten Infanteriekapellmeister nicht nachstanden. Besonders hervorgehoben zu werden verdienen: Michael Zimmermann, dem die österreichische Militärmusik den 1. Preis auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1867 verdankte; Wendelin Kopetzky, der nachmals langjährige Kapellmeister des Egerländer Hausregiments und Komponist des Egerländer (73er) Regimentsmarsches; Franz Lehar, der einst als Marinekapellmeister seine erste Oper „Kukuschka" komponierte und dabei in den Orchesterproben Gelegenheit fand, jede fertig instrumentierte Szene mit dem Orchester auszuprobieren. Bei einem Besuch des Deutschen Kaisers Wilhelm Il. fand Lehar dessen besondere Aufmerksamkeit und wurde mit dem Roten Adlerorden ausgezeichnet. Als Marinekapellmeister machte Lehar auf einem österreichischen Geschwader auch die Eröffnung des Nordostsee-Kanals in Kiel und die anschließende Seereise mit.

 


 

Die Marine-Kapellmeister von 1850 bis 1918

"Kapellmeister in seiner Majestät Kriegsmarine zu Land und zur See"

 

Sawerthal Josef Rudolf 1850 - 1864
Stark Christoph 1864 - 1869
Kopetzky Wendelin 1869 - 1871
Zimmermann Michael 1871 - 1873
Kovacs Josef 1873 - 1889
Cerny Karl 1889 - 1891
Schlögl Ludwig 1891 - 1894
Lehar Franz 1894 - 1896
Schmidt Gustav 1896 - 1899
Jaksch Franz 1899 - 1917
Christoph Theodor 1917 - 1918

Übernommen von Reinhard Wieser

 

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