Militärmusik Burgenland

Musikalische Wanderungen auf den Spuren Joseph Haydns, die Fortführung der Tradition des berühmten Infanterieregimentes Nr. 76 und ein Fixpunkt der Ausmusterungsfeierlichkeiten … Der Aufgabenbereich der Militärmusik Burgenland ist breit gefächert, und er wird von deren Angehörigen mit Bravour gemeistert.

Die Musikkapelle des Militärkommandos Burgenland wurde im Jahre 1957 aufgestellt. Für die Militärmusik jenes Bundeslandes, in dessen Hauptstadt Joseph Haydn wirkte, ist es natürlich eine besondere Aufgabe, das kulturelle Vermächtnis dieses großen Komponisten hochzuhalten. Weiters obliegt es der Militärmusik, die Tradition der ruhmreichen "76er" (das westungarische k.u.k. Infanterieregiment Nr. 76; Anm.) weiterzuführen, bei denen die beiden berühmten Kapellmeister Carl Michael Ziehrer und Anton Rosenkranz (Komponist u. a. des "76er Regimentsmarsches") tätig waren.

 

Die Kapellmeister

Zum ersten musikalischen Leiter der Militärmusik wurde der damalige Kapellmeister der burgenländischen Gendarmeriemusik, Prof. Josef Kotay, bestellt.

Josef Kotay wurde am 13. August 1909 in Neufeld an der Leitha geboren. Trotz finanzieller Schwierigkeiten seiner Eltern erhielt er bereits im Alter von neun Jahren Musikunterricht und spielte als Zwölfjähriger bereits in der Jugendkapelle. 1929 meldete er sich freiwillig zur Aufnahme in die Militärmusik des Feldjägerbataillons Nr. 1.

Im Zuge der Übernahme des Bundesheeres in die Deutsche Wehrmacht wurde Kotay als Musiker zur Musikkapelle des Grenadierregimentes 315 (bis zu dessen Auflösung 1944) versetzt.

1952 trat er als Kapellmeister der Gendarmeriemusik in den Dienst des Landesgendarmeriekommandos Burgenland, und mit Errichtung der Militärmusik beim Feldjägerbataillon 1 wurde er am 1. September 1957 in den Personalstand des Bundesheeres überstellt.

Kotay bestimmte die Entwicklung der Militärmusik Burgenland entscheidend mit. Im Laufe seiner Dienstzeit formte er die Kapelle zu einem Klangkörper von höchster Qualität. Kotay hat selbst zahlreiche Kompositionen geschaffen, mit denen er die Entwicklung der Originalblasmusik in Österreich entscheidend beeinflusst hat.

In Kotays Amtszeit fielen viele Großveranstaltungen, wie etwa ein Großkonzert 1964, bei dem über 150 Musiker von drei Militärkapellen gleichzeitig spielten sowie die Feierlichkeiten anlässlich der Jubiläen 10 Jahre Staatsvertrag und 20 Jahre Republik (1965), die mit dem Großen Österreichischen Zapfenstreich auf dem Heldenplatz in Wien einen würdevollen Höhepunkt fanden.

1971 trat er in den wohlverdienten Ruhestand und wurde 1975 in Würdigung seiner Verdienste mit dem Titel "Professor" ausgezeichnet.

Ihm folgte Militärkapellmeister Hans Schadenbauer. Schadenbauer rückte 1957 zur Militärmusik Steiermark ein. Nach erfolgreich absolviertem Studium an der Musikhochschule in Wien legte er die Militärkapellmeisterprüfung ab und übernahm am 1. Juli 1971 die Leitung der Militärmusik Burgenland.

Ein besonderer Höhepunkt in seiner Amtszeit war das Internationale Blasmusikfestival in Bern 1974.

Am 1. Dezember 1975 wechselte Militärkapellmeister Hans Schadenbauer zur Militärmusik des Gardebataillons Wien, wo er bis zu seiner Pensionierung wirkte.

In der Zeit vom 1. Dezember 1975 bis zum 30. Mai 1978 leitete Musikmeister Franz Hartmann interimistisch die Geschicke der Militärmusik Burgenland.

Mit 1. Juni 1978 übernahm Militärkapellmeister Rudolf Schrumpf die Militärmusik Burgenland. Rudolf Schrumpf wurde 1939 in St. Lorenzen im Mürztal geboren. Nach seiner Berufsausbildung rückte er 1959 zum Feldjägerbataillon 17 nach Strass ein. Als Militärmusiker wurde er zur Militärmusik nach Eisenstadt versetzt.

1965 begann er sein Studium im Hauptfach Tuba an der Musikhochschule in Wien, welches er 1972 mit dem Diplom abschloss. In der Militärmusik Burgenland avancierte er inzwischen zum Musikmeister.

Schrumpf legte 1973 die Prüfung zum Militärkapellmeister ab und wurde danach zur Gardemusik Wien dienstzugeteilt. Im folgenden Jahr wurde er mit der Leitung der Militärmusik des Militärkommandos Niederösterreich betraut. Mit 1. Juni 1978 wechselte er als Militärkapellmeister in seine Wahlheimat Burgenland.

Schrumpfs besonderes Anliegen war die Förderung der konzertanten Blasmusik, was besonders in den Programmen der alljährlich stattfindenden Frühjahrskonzerte seinen Niederschlag fand.

Neben seiner umfangreichen Tätigkeit als Militärkapellmeister unterrichtete Rudolf Schrumpf noch Tuba, Posaune und Schlagwerk an der Musikschule Eisenstadt und am Jodeph Haydn-Konservatorium, wo er auch Kurse für Blaskapellmeister leitete. Unter seiner Leitung gab es zahlreiche Rundfunkaufnahmen; CDs und MCs wurden produziert sowie historische Märsche auf Schallplatten aufgenommen.

Zahlreiche Auslandsauftritte unter der Leitung von Rudolf Schrumpf, wie z. B. in Prag, Budapest, Zürich, Rom, Lourdes, Stuttgart, Kaiserslautern oder Peking, trugen maßgeblich zum Bekanntheitsgrad der Militärmusik Burgenland bei.

Für seine Tätigkeit als Militärkapellmeister wurde ihm der Titel "Professor" verliehen.

Mit 31. März 2003 wechselte Oberst Professor Rudolf Schrumpf nach 44-jähriger Dienstzeit in den wohlverdienten Ruhestand.

Als 4. Militärkapellmeister der Militärmusik Burgenland übernahm der Autor die Leitung des Orchesters.

In seine Amtszeit fallen bereits fünf Auftritte im Ausland:

Bei all diesen Auslandsauftritten konnte die Militärmusik Burgenland mit ungarischen und burgenländischen Märschen sowie mit typischer Wiener Musik, u. a. von Johann Strauss und Carl Michael Ziehrer, beim Publikum punkten, wobei die modernen Rhythmen auch nicht zu kurz kamen.

 

Militärkapellmeister und Musikmeister:

Der Militärkapellmeister ist Kommandant und musikalischer Leiter einer Militärmusik. Sein Aufgabenbereich umfasst das gesamte Management bzw. die gesamte Steuerung einer Militärmusik hinsichtlich der dienstlichen Musikeinsätze inklusive der dazu notwendigen Proben, der Musikstückauswahl sowie der Planung und Durchführung der Aus- und Weiterbildung des Kaders und der Präsenzdiener. Er ist Hauptverantwortlicher für das Auftreten der Militärmusik in der Öffentlichkeit sowie für das musikalische Niveau seiner Musik. Der Militärkapellmeister ist weiters das Bindeglied zu sämtlichen zivilen musikalischen Einrichtungen wie z. B.: Musiklehranstalten, Berufsorchestern, Blasmusikverband und vielen weiteren kulturellen Einrichtungen des öffentlichen Lebens. Voraussetzungen für die Karriere als Militärkapellmeister sind abgeschlossenes Musikstudium, Einjährig-Freiwilligen-Ausbildung bzw. Stabsunteroffizierslehrgang, Ausbildung in Dienstrecht, Dirigieren und Komposition, Ablegung einer Prüfung bei einer Militärmusik (Prüfungskommission: Heeresmusikchef und ein weiterer Militärkapellmeister).

Der Musikmeister (Stabführer) ist der Vertreter des Militärkapellmeisters. Er ist weiters der Manager in Bezug auf die Koordinierung und Bestellung von Fahrzeugen, die zum Transport einer Militärmusik notwendig sind. Er ist verantwortlich für den reibungslosen Ablauf des inneren Dienstbetriebes und koordiniert - gemeinsam mit dem Militärkapellmeister - sämtliche Termine. Er ist als Lehrer im Fach "Stabführen" bei den Musikfachkursen tätig und wird hier auch als Prüfungsorgan eingesetzt. Weiters leitet er die Militärmusik bei Verhinderung des Militärkapellmeisters und ist auch für die korrekte Ausführung der Dienstmusik mitverantwortlich.

 

1 600 Musiker, 8 000 Einsätze

Seit dem Bestehen des Klangkörpers haben mehr als 1 600 junge Männer und eine Frau ihren Dienst als Musiker bei der Militärmusik Burgenland abgeleistet. 24 davon konnten in Berufsorchestern Fuß fassen, 44 sind bzw. waren als Musiklehrer tätig und 67 wurden Leiter eines Musikvereins oder Blasorchesters.

Weiters werden alljährlich die Grundwehrdiener in der Handhabung der Stabführung ausgebildet (Stabführung: Zeichengabe mit dem Tambourstab in der Bewegung).

In den letzten 50 Jahren absolvierte die Militärmusik in den verschiedensten Besetzungen durchschnittlich 160 Einsätze pro Jahr, in Summe sind es bereits stattliche 8 000 Einsätze!

 

Musikalische Wanderungen

Eine Besonderheit der Militärmusik Burgenland sind die musikalischen Wanderungen auf den Spuren Joseph Haydns.

1991 wurde diese Idee von Prof. Rudolf Schrumpf aufgegriffen, in das Repertoire der Militärmusik aufgenommen, und seither ist sie ein wichtiger Bestandteil des jährlichen Musikprogramms. Im Allgemeinen findet die musikalische Wanderung einmal jährlich statt, aber bei besonderen Anlässen wird sie auch mehrmals im Jahr durchgeführt. Die Wanderungen auf Haydns Spuren führen im Raum Eisenstadt zu seinen Wirkungsstätten: zum Gartenhaus, zur Franziskanerkirche, zu Haydns Wohnhaus, dem Schloss Esterhazy sowie in die Spitals- und Bergkirche. Bei den einzelnen Stationen werden - selbstverständlich - Werke von Joseph Haydn gespielt.

Auch nach dem Übertritt in den Ruhestand ist Oberst Prof. Rudolf Schrumpf bei den Haydn-Wanderungen weiterhin als Moderator tätig und Militärkapellmeister Hans Miertl ist für die Ausrichtung des musikalischen Programms verantwortlich.

 

Fester Bestandteil der Ausmusterung

Durch die räumliche Nähe zu Wiener Neustadt und damit auch zur Theresianischen Militärakademie wird die Militärmusik Burgenland alljährlich zu den Ausmusterungsfeierlichkeiten eingeladen.

Dazu gehören: die Sponsionsfeier, die Ring- und Dekretübergabe an die Leutnante, das traditionelle Konzert im Burghof, der Festakt und der Große Zapfenstreich am Maria-Theresienplatz, die Festmesse in der Kathedrale, die Übernahme der Leutnante in das Österreichische Bundesheer und die Parade auf der Grazerstraße. Die musikalische Umrahmung dieser Feierlichkeiten wird von den Angehörigen der Militärmusik Burgenland seit Jahrzehnten mit Bravour bestritten.

Neben der Ausmusterung deckt die Militärmusik bei ihren etwa 160 Auftritten bzw. Einsätzen jährlich die militärischen Festakte, Angelobungen sowie die Aufführungen des Großen Zapfenstreiches im Burgenland ab. Im zivilen Bereich ist die Militärmusik des Militärkommandos Burgenland mit Konzerten und Festakten des Landes und der Gemeinden äußerst aktiv, und damit ist sie aus dem musikalischen Leben des Landes nicht mehr wegzudenken.

 


Autor: Oberstleutnant Hans Miertl, Jahrgang 1962. Im Jänner 1981 rückte er in Eisenstadt ein und wurde nach der Grundausbildung zur Militärmusik Burgenland versetzt. Absolvierung aller vorgeschriebenen Kurse, Unteroffizierslaufbahn bis zum Vizeleutnant und Tätigkeit als Registerführer. Daneben Abschluss des Sonderlehrganges "Kapellmeisterseminar" am Joseph Haydn-Konservatorium sowie Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz - Expositur Oberschützen und Trompete am Joseph Haydn-Konservatorium in Eisenstadt; 1990 Abschluss mit dem staatlichen Lehrbefähigungszeugnis. Bezirksjugendreferent und Bezirksstabführer des Burgenländischen Blasmusikverbandes sowie Leiter des Musikvereines Kemeten und der Stadtkapelle Oberwart; 1994 bis 2002 Lehrtätigkeit an der Zentralmusikschule Oberwart. Im Dezember 2002 Ablegung der Militärkapellmeisterprüfung mit ausgezeichnetem Erfolg. Seit 1. April 2003 mit der Leitung der Militärmusik Burgenland betraut.


Übernommen von Reinhard Wieser

 

Zurück