Gardemusik Wien

Als 1741 die Feldmusik der Panduren in Wien einzog, war dies für die Entwicklung der österreichischen Militärmusik ein folgenreiches Ereignis. Bisherige Hörgewohnheiten erfuhren eine geradezu umwälzende Veränderung. Die Erweiterung des Klangspektrums war allerdings nur der erste Schritt. Am Ende stand eine eigenständige Musikliteratur, die bis in die Gegenwart ihre Eigenständigkeit und Lebendigkeit bewahrt hat und die die Gardemusik besonders pflegt.

Verglichen mit der nach türkischem Muster eingerichteten Pandurenmusik mit ihren Trompeten, Becken und Pauken, wies die zeitgenössische österreichische Militärmusik eine viel kleinere Besetzung auf. Sie bestand nur aus Trommlern und Pfeifern, verstärkt durch Schalmeienbläser.

In diese kleine Welt bescheidener musikalischer Variationsmöglichkeiten brach am 27. Mai 1741 das Musikkorps der Panduren bei seinem ersten Auftreten in Wien mit bislang ungekanntem Dröhnen, Rasseln, Klingen und Zischen seiner für militärische Klangkörper unüblichen Instrumente ein. Doch die überwältigende Klangfülle des Fremden gefiel und wurde alsbald Teil der eigenen Militärmusikkonzeption.

Im Laufe der Jahre kamen noch die Oboen aus Frankreich, die Waldhörner aus dem Alpenland, die Klarinetten aus Böhmen und andere Instrumente hinzu, die die österreichische Militärmusik - wie Österreich selbst - zur Kombination vielfältiger nationaler Elemente machten.

Unter den militärischen und künstlerischen Einflüssen des 19. Jahrhunderts entstand in den Regimentsmusiken eine instrumentale Zusammensetzung von Klangkörpern mit eigener Musikliteratur, deren Klang zu den erfrischendsten und anregendsten Instrumentalwirkungen im gesamten Musikbereich gehörte. Immer wieder traten sie aus ihren militärischen Funktionen heraus und bewiesen, häufig begeistert mit Applaus bedacht, ihren künstlerischen Wert.

 

Die Aufstellung einer Militärmusik des Bundesheeres der Zweiten Republik

Es ist aus heutiger Sicht auch nicht verwunderlich, dass zu den ersten Maßnahmen bei der Bildung eines Bundesheeres der Zweiten Republik die Aufstellung einer Militärmusik gehörte. Freilich musste dieses schon 1945 vorgebrachte Ansinnen noch zehn Jahre auf seine Verwirklichung warten.

Der Staatsvertrag brachte Österreich im Jahre 1955 neben der Aussicht auf Freiheit und Unabhängigkeit auch die Wehrhoheit - und damit die Möglichkeit zur Wiederanknüpfung an militärmusikalische Traditionen. So marschierte am 26. September 1955 in festlicher Stimmung die provisorische Grenzschutzabteilung 1 durch die Straßen der Bundeshauptstadt. An ihrer Spitze befand sich ein Musikzug, der sich aus Musikbegeisterten der Abteilung gleichsam "von selbst" gebildet hatte und in der Folge zum Grundstock der Militärmusikkapelle der Garde wurde. Nach der Umbenennung der Grenzschutzabteilung in "Heereswachbataillon" wurde dieser Klangkörper endgültig Bestandteil dieses Verbandes. Damit war die erste Militärmusik des Österreichischen Bundesheeres der Zweiten Republik geschaffen.

 

Die "Gardemusik" und ihre Repräsentationsaufgaben

Am 15. Mai 1957 erfolgte die Umbenennung des Truppenkörpers in "Gardebataillon" und so entstand auch die Bezeichnung "Gardemusik" für den zugehörigen Klangkörper. Schon ab Jänner 1956 hatte die Musikkapelle des Heereswachbataillons alle repräsentativen Aufgaben in Wien von der Polizeimusik Wien übernommen. Bis heute ist die musikalische Umrahmung von Staatsempfängen, Akkreditierungen und anderen Ehrengestellungen in der Öffentlichkeit die Hauptaufgabe der Gardemusik.

Abordnungen der Gardemusik stehen auch bei weniger hochrangigen protokollarischen Anlässen immer wieder im Einsatz, seien es Bläsergruppen oder die berühmten "Streicher". Sie spielen bei gesellschaftlichen Ereignissen im Bereich des Bundes, der Länder und Gemeinden sowie bei zahlreichen sozialen und karitativen Veranstaltungen, zu denen die Gardemusiker durch das Militärkommando Wien befohlen werden.

Heute ist die Gardemusik das Repräsentationsinstrument des Österreichischen Bundesheeres. Es gibt in Wien kaum ein staatspolitisches Ereignis, zu dem nicht die Garde - und mit ihr die Gardemusik - mit ihrem charakteristischen Uniformierungselement, der so genannten "Fangschnur", ausrückt. Die Gardemusik musiziert bei Staatsbesuchen ebenso wie bei der Akkreditierung von Botschaftern. Für die Wiener Bevölkerung und viele in- und ausländische Gäste ist es immer wieder eine Attraktion, das militärmusikalische Schauspiel der Gardemusik mitzuerleben. Neben diesen Repräsentationsaufgaben hat die Gardemusik den kulturellen Stellenwert der Militärmusik weit über die Grenzen Wiens hinweg bekannt gemacht. So vertrat die Gardemusik Österreichs Militärmusik wiederholt im Ausland, wo sie mit dem unvergänglichen österreichischen - und wienerischen - Melodienschatz und ihren schmucken Uniformen das Österreichische Bundesheer repräsentierte.

 

Eine Bereicherung der Wiener Kulturlandschaft

Im Wiener Kulturleben sind die Konzerte der Militärmusik der Garde ein fixer und vielbeachteter Bestandteil. Vor allem mit dem bereits traditionellen Frühlingskonzert im Wiener Konzerthaus und dem Carl Michael Ziehrer-Militärkonzert im Arkadenhof des Wiener Rathauses gelingt es dieser Militärkapelle, ein besonderes Publikumsinteresse zu wecken. Bei diesen Konzerten präsentiert sich die Militärmusik der Garde sowohl als symphonisches Blasorchester als auch als Streichorchester. Sie versteht sich dabei sowohl als Bewahrerin des traditionellen Musikgutes als auch als Vermittlerin zeitgenössischer Werke namhafter Komponisten.

Die Gardemusik präsentiert sich dabei auch vermehrt mit jungen Instrumental- und Vokalsolisten und ermöglichte schon vielen jungen Künstlern den Start in eine vielversprechende Gesangs- oder Musikerkarriere. Viele ehemalige Gardemusiker spielen heute in Berufsorchestern.

Einen besonders hohen pädagogischen und praxisbezogenen Ausbildungsstand hat der jährlich in der Dauer von 12 bis 15 Wochen stattfindende Lehrgang für Unteroffziers- bzw. Stabsunteroffziersanwärter bei der Gardemusik.

Für die Absolvierung der Unteroffizierslehrgänge bewerben sich jährlich im Durchschnitt ca. 15 Unteroffziers- bzw. Stabsunteroffziersanwärter aller neun Militärmusiken. Der Lehrstoff umfasst dabei folgende Fachthemen: Harmonielehre, Formenlehre, Instrumentenkunde, Musikgeschichte, Instrumentieren für Ensembles und Orchester, Handhabung der Stabführung, Korrepetition und solistische Ausbildung im Instrumentalfach, Einführung in die Dirigiertechnik sowie praktische Erarbeitung der Dienstmusik. Bisher haben bereits an die 500 Unteroffziers- bzw. Stabsunteroffziersanwärter die angebotenen Lehrgänge erfolgreich absolviert und wirken aufgrund ihrer fachlichen Qualifikation bei den Militärmusiken - aber auch im zivilen Blasmusikwesen - österreichweit in führenden Funktionen als Kapellmeister, Stabführer oder Stimmführer. Im Wege dieser Unteroffziersausbildung leistet die Gardemusik somit einen wichtigen Beitrag zur Belebung des Blasmusikwesens in ganz Österreich.

Nach bester (alt)österreichischer Tradition pflegen die Militärkapellmeister der Garde das musikalische Erbe ebenso wie das Komponieren neuer Werke.

Berühmt geworden ist etwa Militärkapellmeister Prof. Hodick durch die Zusammenstellung des "Großen Österreichischen Zapfenstreiches" im Jahre 1965. Dieser wird heute noch - freilich mit kleinen Ergänzungen - gespielt. Ebenso zu nennen ist der von Hodick komponierte "Präsentiermarsch", der beim Abschreiten der Front erklingt. Für die Endredaktion des Österreichischen Zapfenstreiches zeichnete Militärkapellmeister Anton Solfellner, unter Mitwirkung aller anderen Militärkapellmeister Österreichs, verantwortlich.

Traditionell wird auch für jeden neu gewählten Österreichischen Bundespräsidenten ein Marsch komponiert, zuletzt im Jahre 2004 der "Dr. Heinz Fischer Marsch" von Militärkapellmeister Bernhard Heher.

Das Geburtstagsständchen für den Bundespräsidenten, dargebracht vor der Präsidentschaftskanzlei, ist ebenfalls ein feststehender Termin.

Öffentliche Auftritte, die über das ganze Jahr verteilt sind, gibt es für die Gardemusiker viele:

Im Jänner - oft bei Schneefall und klirrender Kälte - findet der Neujahrsempfang des Herrn Bundespräsidenten für das Diplomatische Korps statt, gefolgt von der Ballsaison, in der die Gardemusik durch ihr Ballorchester ebenso präsent ist wie durch ihre Big Band. Etwas später, allerdings auch in großem Rahmen, intoniert das symphonische Blasorchester das Frühlingskonzert, dann folgen meist noch Benefizkonzerte in großer Besetzung.

Der nächste große Event findet im Wiener Rathaus statt: Das "Arkadenhofkonzert", seit 1978 ganz im Zeichen von Carl Michael Ziehrer und seinen musikalischen Zeitgenossen stehend, erklingt häufig in Zusammenarbeit mit der Johann-Strauß-Gesellschaft Wien. Neben der Repräsentation, als Teil einer Ehrenformation, setzt die Gardemusik auch Aktivitäten im Wiener Kulturleben. Dabei gilt, dass in allen öffentlichen Konzerten dieser Klangkörper den Rahmen für Auftritte junger Künstler bietet. In diesem Zusammenhang sei eine nette Begebenheit erwähnt: Der Sänger Peter Jelosits, damals Rekrut bei der Garde, wurde wegen seiner großartigen Darbietung von Minister Lichal noch während eines Arkadenhof-Konzertes zum Gefreiten befördert.

Nach der Sommerpause der Diplomaten beginnt wieder die Zeit der Repräsentation bei Staatsempfängen und anderen so genannten "Ehrengestellungen". Bis 2001 stand noch das Herbstkonzert der Gardemusik im "Goldenen Saal" des Wiener Musikvereins auf dem Programm. Leider ist diese Veranstaltung der Verkürzung des Grundwehrdienstes und der Reduzierung des Streicherkontingentes zum Opfer gefallen.

Zum Jahresausklang spielen Gardemusiker bei zahlreichen Benefizveranstaltungen (etwa bei "Rettet den Stephansdom" und "Licht ins Dunkel") und wenn der Christbaum vor dem Wiener Rathaus zum ersten Mal im Lichterglanz erstrahlt.

 

Präsenz im Ausland

Wiederholt haben auch die Gardemusiker Österreich im Ausland vertreten und mit dem unvergänglichen Melodienschatz sowie durch hervorragend einstudierte und dargebotene Choreographie die Qualität der Militärmusik eindrucksvoll unter Beweis gestellt. So konnte z. B. das Streichorchester der Gardemusik im Herbst 2000 in Tunis die Zuhörer durch ihre Darbietung nachhaltig beeindrucken.

Umjubelte Auftritte bei den Internationalen Militärmusiktreffen der letzten Jahre, in Stuttgart, Berlin, Rom, Oslo, Moskau und Modena, aber auch in Salzburg, Innsbruck oder Bregenz, sind sowohl für die Musiker als auch für die begleitende Ehrenkompanie Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben.

Die Militärkapellmeister und die Musikmeister der Gardemusik

 

1. Kapellmeister:

Militärkapellmeister Gustav Gaigg (1956 bis 1960).

Militärkapellmeister Prof. Dr. Friedrich Hodick (1960 bis 1971).

Militärkapellmeister Rudolf Bara (1972 bis 1975).

Militärkapellmeister Oberst Prof. Mag. Johann Schadenbauer (1975 bis 2002).

Militärkapellmeister Major Mag. Bernhard Heher (2002 bis dato).

 

2. Kapellmeister:

Militärkapellmeister Franz Josef Kohsich (1963 bis 1965).

Militärkapellmeister Anton Solfellner (1965 bis 1968).

Militärkapellmeister Rudolf Bodingbauer (1968 bis 1968).

Militärkapellmeister Rudolf Bara (1969 bis 1971).

Militärkapellmeister Hauptmann MMag. Hannes Lackner (1990 bis 1995).

Militärkapellmeister Hauptmann Bernhard Heher (1997 bis 2002).

Militärkapellmeister Major Johann Kausz (2005 bis dato).

 

Musikmeister:

Stabswachtmeister Josef Hahn (1956 bis 1960).

Vizeleutnant Johann Bauerstätter (1960 bis 1974).

Vizeleutnant Josef Hain (1975 bis 1980).

Vizeleutnant Hermann Auer (1980 bis 1993).

Vizeleutnant Josef Höller (1993 bis dato).

 

Der Kommandant der Gardemusik

Oberstleutnant Mag. art. Bernhard Heher ist Heeresmusikchef, Schulkommandant der Garde (Fachrichtung Musikdienst) und Kommandant der Gardemusik wurde am 16. Februar 2009 zum Leiter des Österreichischen Militärmusikdienstes ernannt.

Heher wurde 1962 in Puchberg am Schneeberg geboren. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er bereits im Kindesalter von seinem Großvater (Klarinette) und in der Musikschule Puchberg.

1979 begann er mit dem Studium der Klarinette an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien bei Prof. Hajek. 1981 rückte Heher zur Gardemusik Wien ein. Nach seinem Grundwehrdienst folgte die Verpflichtung als Zeitsoldat, mit anschließender Ausbildung zum Musikunteroffizier und Registerführer. Nach Beendigung der Ausbildung zum Musikunteroffizier war er als Registerführer und Soloklarinettist tätig. 1984 begann er mit dem ordentlichen Studium der "Instrumental- und Gesangspädagogik mit Hauptfach Klarinette" am Konservatorium der Stadt Wien bei Prof. Roger Salander. Dieses Studium schloss er 1990 mit der "staatlichen Reifeprüfung" ab.

1994 folgte die Ausbildung zum Militärkapellmeister. Parallel dazu unterzog sich Heher einer Kapellmeisterausbildung bei General-Musikdirektor Prof. Franz Bauer-Theussl (Wiener Volksoper). Nebenher absolvierte Heher auch die vorgeschriebene Ausbildung zum Milizoffizier in Linz-Ebelsberg.

Nach bestandener Militärkapellmeisterprüfung wurde er als 2. Kapellmeister zur Militärmusik Tirol versetzt. 1997 kehrte er wieder zur Gardemusik Wien als 2. Kapellmeister und Leiter der Musikfachausbildung zurück.

1998 begann er mit dem Studium der Instrumentalpädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien.

2001 folgte die Sponsion zum Magister artis (Mag. art.). Mit 1. Dezember 2001 wurde er zum 1. Kapellmeister der Gardemusik ernannt.

 

Das symphonische Blasorchester der Gardemusik Wien

Auch das Blasorchester der Gardemusik steht häufig im Rampenlicht. Bei jedem Staatsbesuch, jeder Botschafter-Akkreditierung und bei allen offiziellen Feiern der Republik Österreich ist es präsent. Es spielte z. B. beim Empfang von Papst Johannes Paul II. (1998), und Papst Benedikt XVI. (2007), weiters beim Empfang des damaligen russischen Staatsoberhauptes Vladimir Putin (2001 und 2007) und des chinesischen Staatspräsidenten Jiang Zemin (1999) am Flughafen Schwechat. Bei Trauerfeiern begleitet die Gardemusik das Zeremoniell, wie etwa beim Begräbnis der österreichischen Alt-Bundespräsidenten Dr. Rudolf Kirchschläger (1999) und Dr. Kurt Waldheim (2007).

Das symphonische Blasorchester veranstaltet auch Konzerte vor einem großen Publikum: Zu den fixen Konzertterminen gehören das Frühlingskonzert im Großen Saal des Wiener Konzerthauses und das Ziehrer-Militärkonzert im Arkadenhof des Wiener Rathauses. Weiters wird die Gardemusik immer wieder eingeladen, sich in anderen Bundesländern zu präsentieren, wie heuer z. B. in Innsbruck im Rahmen der Promenadenkonzerte.

Beim Österreichischen Blasmusikfest verweist die Gardemusik jedes Jahr auf ihren prominenten Platz innerhalb der heimischen Musikszene. Über die Wiener Ringstraße marschierend, begeistert sie immer wieder unzählige Musikliebhaber. Das große Konzert am Rathausplatz bildet den feierlichen Abschluss des Festes. Zu diesem Blasmusikfest werden auch Musikformationen aus anderen Staaten eingeladen, welche dann gemeinsam mit der Gardemusik musizieren. Jedes Jahr wird ein neues "Schauprogramm" einstudiert, das bei Großveranstaltungen dargeboten wird.

 

Das Streichorchester der Gardemusik Wien

Das Streichorchester der Gardemusik ist von September bis Februar musikalisch besonders aktiv. Das Herbstkonzert im Großen Saal des Wiener Musikvereins (bis 2001), das Adventkonzert und das Faschingskonzert im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses, aber auch Konzerte in anderen Sälen Wiens, wie z. B. im Großen Sendesaal des Österreichischen Rundfunks, in den Festsälen des Währinger und Hietzinger Amtshauses, im Haus der Begegnung Floridsdorf sowie im Stephansdom und in der Stiftkirche, zählten bzw. zählen zu den musikalischen "Highlights" des Streichorchesters. Auch außerhalb und innerhalb Wiens spielt das Streichorchester gerne auf wie z. B. in Waidhofen an der Ybbs, in Stainach-Irdning, in Puchberg, im Stadttheater Baden, im Festsaal der Wiener Hofburg usw. Unbedingt erwähnenswert ist die konzertante Aufführung der Operette "Eine Nacht in Venedig" im Dezember 2008.

Während der Ballsaison präsentiert sich das Streichorchester als Ballorchester, dessen musikalisches Repertoire vom Wiener Walzer bis hin zum Pop-Klassiker reicht. Der Jägerball, der Ball der Offiziere, die Rudolfina Redoute, das Elmayer-Kränzchen und der Bonbonball zählen zu den bestbesuchten Veranstaltungen der Saison. Außerhalb Wiens spielt die Gardemusik in Wiener Neustadt auf dem an der Militärakademie veranstalteten Ball, in Korneuburg beim Ball der ABC-Abwehrschule, weiters in Salzburg beim Garnisonsball und 2007 auch beim Ball der Deutschen Bundeswehr in Bonn.

Das Streichorchester verfügt ganzjährig über ein Streichquartett, das bei offiziellen Dinees in der Wiener Hofburg anlässlich von Staatsbesuchen, bei diversen Veranstaltungen (Ehrungen, Buchpräsentationen, internationalen Treffen im Rahmen des Militärs, der Politik, der Wirtschaft, der Kultur und des Sports) in bedeutenden Sälen in Wien (u. a. im Prunksaal der Nationalbibliothek, im Foyer des Kunsthistorischen Museums, im Heeresgeschichtlichen Museum, Parlament, Rathaus, und im Erzbischöflichen Palais), und bei zahlreichen Feiern, sowie in der Adventzeit spielt und allen Veranstaltungen einen feierlichen Rahmen gibt.

In Österreich musizierte das Streichquartett bereits in der Steiermark, im Burgenland, in Niederösterreich, in Kärnten, in Tirol und in Salzburg. Im Ausland war es schon zweimal in der Türkei, weiters in Schweden, Ungarn, Slowenien und in Deutschland vertreten.

 

Aufnahme und Präsenzdienst im Streichorchester:

Das Streichorchester der Gardemusik des Österreichischen Bundesheeres besteht seit mehr als 20 Jahren; es setzt sich aus Zeitsoldaten, Unteroffizieren, sowie einer Vielzahl von Rekruten zusammen.

Der Grundwehrdienst dauert für Streicher sechs Monate. In dieser Zeit agiert der Militärmusiker im Orchester bei Konzerten, aber auch kammermusikalisch im Streichquartett. Die Gardemusik erfüllt somit ihre Repräsentationspflichten bei offiziellen Anlässen. Besonders im Jänner und Februar spielt das Streichorchester bei zahlreichen Ballveranstaltungen in Wien und leistet damit einen erheblichen Beitrag zur Wiener Tanzkultur. Auch auf Auslandsreisen musiziert das Streichorchester der Gardemusik erfolgreich.

Aufgrund der hohen Qualitätsanforderungen erfolgt eine Vorauswahl in Form eines Vorspiels beim Konzertmeister und Dirigenten bereits vor der Einberufung. Dafür vorzubereiten sind eine Etüde, ein Stück nach Wahl (mittlerer Schwierigkeitsgrad) und zusätzlich Blattspiel (eines Werkes des Ballrepertoires).

Einrückungstermin für alle Streicher ist der September des laufenden Kalenderjahres. Nach der vierwöchigen Grundausbildung beginnt die Weiterausbildung bei der Gardemusik. Um das künstlerische Schaffen und die Weiterentwicklung am Instrument zu fördern, ist das Studium an einer der Wiener Musikhochschulen möglich, wenn dies dienstlich vereinbar ist. Die Dauer der Dienstzeit erstreckt sich daher jeweils bis Ende Februar.

Dem musikalischen Leiter, Oberstleutnant Mag. Bernhard Heher, ist es ein Anliegen, die Alt-Wiener Tradition der Militärmusik zu bewahren und das überlieferte Kulturgut zu pflegen. Darüber hinaus stehen neben dem Repertoire von Lanner und Ziehrer sowie jenem der Strauß-Dynastie auch moderne Arrangements, ebenso wie Ausschnitte aus Musicals und populärer Filmmusik auf dem Programm der täglichen Probenarbeit.

 

Konzertante Aufführungen

Die Gardemusik Wien gab im Dezember 2008 ein seit ihrem Bestehen einmaliges Konzert: Ein ganzes Bühnenwerk - die Operette "Eine Nacht in Venedig" von Johann Strauß - gelangte zur Aufführung. Diese Festveranstaltung fand in der Wiener Hofburg mit Unterstützung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur und in Kooperation mit der Johann Strauß-Gesellschaft Wien im Rahmen eines 2001 begonnenen Zyklus statt, in dem alle Operetten von Johann Strauß zur Aufführung gebracht werden.

Das Symphonieorchester der Gardemusik wurde dabei von seinem Chefdirigenten, Gardekapellmeister Oberstleutnant Mag. Bernhard Heher, geleitet. Dessen Kenntnis in der authentischen Wiedergabe der klassischen Wiener Musikrepertoirs veranlasste den Präsidenten der Strauß-Gesellschaft, Prof. Mag. Peter Widholz, diese Zusammenarbeit anzustreben. Es gibt nämlich kaum noch Dirigenten, die über die Aufführungspraxis und Interpretationsgeheimnisse der "Wiener Musik" so gut Bescheid wissen, wie Oberstleutnant Heher. Als Sängerin für die weibliche Hauptrolle, des Fischermädchens Annina, konnte Kammersängerin Sona Ghazarian gewonnen werden. Die Rolle des Caramello wurde von Peter Widholz übernommen, der seit seinem Debüt an der Wiener Kammeroper im Jahr 1995 vor allem im Bereich der Wiener Operette international erfolgreich tätig ist. Die übrigen Gesangssolisten waren Mitglieder des Klassischen Operettenensembles Wien.

Besonders erfreulich war auch die Mitwirkung eines Jugendchores. Aufgrund der Besonderheit dieser Veranstaltung waren zahlreiche Ehrengäste aus dem Bereich Kultur, Politik und Gesellschaft anwesend.

 

Die Big Band der Gardemusik Wien

Ein fixer Bestandteil der Gardemusik ist auch die Big Band. Gute Tanzmusik zu spielen ist das zentrale Anliegen der Big Band der Gardemusik. Wie das Ballorchester (kleines Streichorchester), so spielt auch die Big Band der Gardemusik Wien vorwiegend in den Monaten Jänner und Februar auf namhaften Bällen, wie dem Juristenball, dem Ball der Pharmacie, dem Concordia Ball, dem Ball des Grünen Kreuzes (Jägerball), dem Technikerball und dem Ball der Offiziere. Ebenso wird die Big Band auch bei verschiedensten Gala-Veranstaltung eingesetzt. Wesentlich sind auch die Musikeinsätze im eigenen Bereich, die "dienstlichen" Auftritte im Umfeld des Militärs.

Das Repertoire der Big Band reicht von Frank Sinatra-Titeln bis hin zum typischen Glenn Miller Sound und beinhaltet auch alle Standardtänze. Was die Big Band der Garde auszeichnet, ist die Eingliederungsmöglichkeit von hervorragenden Musikern jedes Einrückungsturnusses, darunter Absolventen von Konservatorien und Musikuniversitäten. Ebenso gibt es eine permanente Zusammenarbeit mit namhaften Sängerinnen und Sängern aus dem Bereich des Jazz.

 

CD-Produktionen

Auch die Produktion von Tonträgern zählt zu den Aktivitäten der Gardemusik. Es sind bereits über 20 CDs erschienen, die Einspielungen von Werken von Johann Strauß, Carl Michael Ziehrer und Joseph Lanner, sowie Militärmärsche, Salonmusik, Unterhaltungsmusik und Ausschnitte aus Wiener Operetten beinhalten.

Zusammenwirken mit prominenten Gesangssolisten Die Gardemusik ist seit ihren Anfängen mit renommierten Stars der internationalen Musikszene aufgetreten wie z. B. mit dem Tenor Peter Jelosits, der Sopranistin Martina Serafin, dem Tenor Jörg Schneider, der Sopranistin Angela Kronberger, dem Tenor Enrique Aaron Medrano, den Musicalsängern Yngve Gasoy Romdal, Barbara Wallner und Thomas Borchert sowie dem Wiener Operettenensemble Peter Widholz, Anna Ryan, Sona Ghazarian, Theresa Gardner, Gisela Theisen, Martin Maier, Harald Wurmsdobler und vielen anderen.

 


Autor: Major Johann Kausz; 2. Gardekapellmeister. Jahrgang 1968, 1988 Matura am Musikgymnasium Oberschützen, anschließend Absolvierung der Pädagogischen Akademie in Eisenstadt. 1992 Einberufung zur Militärmusik Burgenland, 1993 EF-Ausbildung in Oberwart und Villach, 1994 Unteroffizier bei der Militärmusik Burgenland, Fortsetzung des Musikstudiums mit Hauptfach "Schlagwerk" am Joseph Haydn Konservatorium in Eisenstadt. 1996 Versetzung zur Gardemusik Wien, 1997 Studium mit Hauptfach "Schlagwerk" an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, 2001 Lehrgang "Blasorchesterleitung" am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium in Graz, 2002 Beginn der Ausbildung zum Militärkapellmeister bei der Gardemusik Wien und Militärmusik Tirol. Kapellmeister und Leiter der Musiker-Unteroffiziers-Ausbildung bei der Gardemusik Wien.


Übernommen von Reinhard Wieser

 

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