Militärmusik Steiermark

540 Jahre reichen die Wurzeln der Militärmusik in die Geschichte der Steiermark zurück. Aufbauend auf diese jahrhundertelange Tradition ist die Militärmusik des Militärkommandos Steiermark heute ein Klangkörper, der national allen Anforderungen gerecht wird und international ein Aushängeschild für das Österreichsche Bundesheer ist.

Historische Vorläufer

15. Jahrhundert

Frühe Ansätze des Militärmusikwesens in der Steiermark datieren aus der Regierungszeit Friedrichs III. zum Ende des 15. Jahrhunderts, der Graz zu seiner Residenzstadt gewählt hatte.

In Graz und in der westlichen Steiermark gab es Querpfeifer und Trommler, welche den Fußtruppen zugeordnet waren. Sie begleiteten den Marsch der Landsknechte, gaben militärische Kommandos in Form von Signalen und Trommelstreichen weiter und gelegentlich musizierten sie auch zur Erheiterung der Soldaten. Zum anderen waren da die Feldtrompeter und Heerpauker bei den berittenen Truppen, die ebenfalls zur Signalgebung und zum festlichen Musizieren eingesetzt wurden. Zu den Spielleuten der Landsknechts- und Söldnerheere gesellten sich nach und nach noch weitere Instrumentalisten, die die Formation der so genannten "Hautboisten" bzw. "Harmoniemusik" bildeten, acht Musiker mit Oboe, Fagott, Klarinette und Horn.

 

Türken

Eine Bereicherung erhielten die Vorläufer der Militärmusik durch das Instrumentarium der Türken, deren Janitscharen bereits 1478 vor Graz standen. Erst die Kombination der Harmoniemusik mit dem türkischen Schlaginstrumentarium (Becken, Triangel, verschiedene Trommeln und Pauken) ließ in der Mitte des 18. Jahrhunderts einen aus etwa 20 bis 30 Musikern bestehenden Klangkörper entstehen, der dem Charakter unserer heutigen Militärmusik bereits sehr nahekam.

Kaiserin Maria Theresia wurde 1750 anlässlich Ihres Besuches in Graz mit einer "türkischen Musik" - wie die Militärmusiken jener Zeit genannt wurden - empfangen. Sie hielt auch im Bericht über ihren zweiten Besuch in der "steiermärkischen Landeshauptstadt" fest, dass türkische Musiken in vielen steirischen Orten anzutreffen waren. Am 6. Juli 1770 paradierte beispielsweise das Grazer uniformierte Jägerkorps mit einer 18 Mann starken Musikformation vor der Kaiserin.

 

Österreichisch-ungarische Monarchie

Die k.u.k. Armee war in verschiedene Waffengattungen unterteilt, wobei die insgesamt 114 Infanterieregimenter (Stand von 1914) ihre charakteristischen Instrumentalisten - Trommler und Pfeifer - zugeteilt erhielten, während sich die Kavallerie der Trompeter und Pauker bediente.

Die Kombination der Harmoniemusik mit dem türkischen Schlaginstrumentarium ließ ab der Mitte des 18. Jahrhunderts Regimentsmusiken mit bis zu 30 Musikern entstehen. Alle Infanterieregimenter waren mit solch einer Regimentsmusik ausgestattet, während sich die Kavallerie auf Blechblasinstrumente und Pauken beschränkte und die übrigen Waffengattungen bzw. Teilstreitkräfte - wie z. B. die Artillerie oder die Kriegsmarine - sich weitgehend an der Besetzung der Infanteriemusik orientierten.

Grundsätzlich wies man verschiedenen Orten und Städten bestimmte Infanterieregimenter zu. So wurde 1766 das nachmalige Grazer Hausregiment "Ritter von Luxem Nr. 27", bei dem schon seit 1748 ein Musikkorps bestand, nach Graz verlegt. Von diesem Zeitpunkt an setzte die Regimentsmusik des Infanterieregimentes Nr. 27 - zusammen mit den Kapellen der Infanterieregimenter Nr. 14, Nr. 17 und Nr. 18 - Meilensteine in der steirischen Militärmusikgeschichte.

1806 erhöhte sich die Stärke der "Regimentsbanden" - wie die Regimentsmusiken auch genannt wurden - auf 48 Mann. Ende der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts übernahm Andreas Leonhardt, der 1851 als Armeekapellmeister das gesamte österreichische Militärmusikwesen reformierte, die Leitung der Regimentsmusik des Infanterieregiments Nr. 27. Den Höhepunkt in Leonhardts Wirken als Militärkapellmeister in Graz bildete der am 27. Mai 1843 veranstaltete "Große militärische Zapfenstreich", der alle damals in Graz stationierten Regimentskapellen unter seiner Leitung vereinigte.

1889 verlegte das Infanterieregiment Nr. 47 nach Graz. Dessen Militärkapellmeister, Joseph Franz Wagner, eilte der Ruf eines österreichischen Marschkönigs voraus, hatte er doch den berühmten "47er Regimentsmarsch" geschrieben.

Als 1895 die "47er" Graz verließen, rückte das 2. bosnisch-herzegowinische Infanterieregiment nach. Dessen Militärkapellmeister war Eduard Wagnes, ein gebürtiger Grazer.

Die Regimentsmusiken spielten damals für militärische Anlässe wie Paraden, Aufmärsche, Festakte und Platzkonzerte in Bläserbesetzung, für Gala- und Festkonzerte hingegen Unterhaltungs- und Tanzmusik in Streichorchesterbesetzung.

Die Musikkapellen der steirischen Infanterieregimenter, Nr. 27 (Graz) und Nr. 47 (Marburg), haben ihren Beitrag zur Belebung des kommunalen Kulturlebens in Graz und in der gesamten Steiermark geleistet. Viele steirische Orte und Städte fanden durch den Einsatz der Regimentsmusiken Zugang zum Repertoire der Kunstmusik. Weiters hatte das Wirken der Regimentskapellen Anteil am positiven Verhältnis zwischen Armee und Bevölkerung.

 

Erste Republik

Der Zerfall der Donaumonarchie und die Auflösung der k.u.k. Armee 1918 beendeten einerseits ein glänzendes Kapitel österreichischer Militärmusikgeschichte, andererseits läuteten sie zugleich den Beginn einer neuen Ära ein. 1920 erfolgte die Gründung des auf 30 000 Mann limitierten Ersten Bundesheeres, womit eine Reorganisation des österreichischen Militärmusikwesens Hand in Hand ging.

Vorerst wurde in Graz eine Garnisonsmusik unter der Leitung von Eduard Wagnes ins Leben gerufen.

Zu Beginn der zwanziger Jahre stattete man die Grazer Regimenter, die 9er und 10er Alpenjäger, wieder mit eigenen Regimentsmusiken aus und löste die Garnisonsmusik auf. Während deren Musiker zum Teil in die neu gegründeten Regimentsmusiken übernommen wurden, trat Eduard Wagnes in den Ruhestand.

Die Leitung der Musikkapelle des Alpenjägerregiments Nr. 9 übernahm Ferdinand Jarosch, und als Militärkapellmeister des Alpenjägerregiments Nr. 10 wurde 1923 Friedrich Pilz eingestellt. Neben seinem militärischen Blasorchester baute Pilz bei den 10er Alpenjägern auch ein großes Streichorchester auf, mit dem er anspruchsvolle Sinfoniekonzerte bestritt.

Alfred Janauschek, der später als erster steirischer Militärkapellmeister in der 1956 aufgestellten Militärmusik des Feldjägerbataillons Nr. 17 in Graz wirken sollte, übernahm die Leitung der Musik des Alpenjägerregiments Nr. 11, das in Leoben stationiert war.

Mit dem Anschluss an das Großdeutsche Reich wurde das Österreichische Bundesheer in die Deutsche Wehrmacht eingegliedert. Janauschek übernahm als Musikmeister (entsprach dem Dienstgrad Leutnant) die Leitung der Regimentsmusik des Gebirgsjägerregiments Nr. 138, Friedrich Pilz wurde als Stabsmusikmeister (Dienstgrad Hauptmann) in die deutsche Luftwaffe übernommen und verlegte mit seiner Luftwaffenmusik in die Kaserne Graz-Thalerhof.

 

B-Gendarmerie und Provisorische Grenzschutzabteilung

Die Gründung der Musikkapelle der B-Gendarmerie geht nicht auf eine offizielle Musikaufstellung zurück, sondern auf die Eigeninitiative einiger musikbegeisterter junger B-Gendarmen, die in die Unterabteilung der Gendarmerieschule Steiermark nach Straß kamen, um eine Gendarmerieausbildung zu absolvieren. 1952 formierte sich eine Kapelle in der Stärke von 18 Mann unter der Leitung des "Aspiranten 1. Klasse" Peter Zorn.

Viele junge Männer, die bei der B-Gendarmerie keine gesicherte Zukunft sahen, wechselten nach ihrer Ausbildung zur Gendarmerie, Polizei oder Justiz. Andere jedoch, wie z. B. Johann Poier, der später als Musikmeister bei der Militärmusik Steiermark wirkte, blieben bei der B-Gendarmerie, in der Hoffnung, später bei einer erst noch offiziell aufzustellenden Militärmusik dienen zu können.

 

Gründung der Militärmusik Steiermark

Basis für die Aufstellung der österreichischen Militärmusiken war natürlich die Tatsache, dass mit 9. April 1956 die Provisorischen Grenzschutzabteilungen in Bundesheerverbände umgewandelt und in der Folge vom Amt für Landesverteidigung am 1. September 1956 der so genannte Organisationsplan M 300 verabschiedet wurde. Dieser Plan sah vor, dass in allen Bundesländern eine Militärmusik mit folgenden wesentlichen Kriterien zu etablieren war: Jede Musikkapelle hatte aus insgesamt 58 Mann zu bestehen (Details hiezu siehe TRUPPENDIENST, Heft 6/2007, S. 504) und jeder Instrumentengruppe hatte ein Unteroffizier als Registerführer vorzustehen.

Wirtschaftlich waren die Musikkapellen den aufgestellten Bataillonen anzugliedern. Laut dieser Verordnung wurde am 1. September 1956 auch die Militärmusik Steiermark aufgestellt und dem Feldjägerbataillon 17 zugeordnet. Als Kapellmeister verpflichtete man Alfred Janauschek. Peter Zorn fungierte als Musikmeister (Stabführer) und stellvertretender Militärkapellmeister.

Am 28. März 1957 verstarb Alfred Janauschek völlig unerwartet. Bis zum 31. August 1957 leitete daraufhin der Musikmeister der Militärmusik Kärnten, Stabswachtmeister Karl Mantsch interimistisch die Militärmusik Steiermark.

Mit 1. September 1957 übernahm Militärkapellmeister Alois Krall die Leitung der Musik der 5. Gebirgsbrigade. Als Musikmeister fungierte weiterhin Stabswachtmeister Peter Zorn, der 1960 zur Zollwache wechselte, um in Mureck die Leitung von deren Musikkapelle zu übernehmen. Bei der Militärmusik wurden daher Karl Semlitsch als Stabführer und Johann Poier provisorisch mit den Agenden eines Musikmeisters betraut. Mit 20. Dezember 1962 wurde Stabswachtmeister Poier offiziell zum Musikmeister ernannt. Er verblieb in diesem Amt bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1989.

Auf Militärkapellmeister Professor Alois Krall folgte mit 31. Dezember 1968 Militärkapellmeister Rudolf Bodingbauer als Leiter der Militärmusik Steiermark nach.

1989 wurde der Musikmeisterposten neu besetzt: Vizeleutnant Willibald Gombocz übernahm ab Sommer 1989 diese Funktion von Vizeleutnant Johann Poier und mit 1. September 1989 wurde Vizeleutnant Erich Perner zu dessen Nachfolger bestimmt.

Ab Jänner 1995 konnte der Militärkapellmeister Bodingbauer aus gesundheitlichen Gründen seinen Dienst nicht mehr versehen; er trat daher mit 31. März 1995 in den Ruhestand. Ab Februar 1995 wurde der Autor dieses Beitrages, der zuvor als 2. Kapellmeister und Lehroffizier bei der Gardemusik in Wien Dienst versah, dessen Nachfolger.

 

Repertoire und Auftritte der Militärmusik Steiermark

Grundsätzlich wird das Repertoire der Militärmusik Steiermark folgendermaßen gegliedert: einerseits in die so genannte "Dienstmusik", die der Umrahmung typisch militärischer Veranstaltungen wie Festakten, Paraden, Angelobungen, Empfängen usw. dient, und andererseits in Konzerte für das militärische und besonders auch für das zivile Publikum in Form von Saal- (Gala-) und Platzkonzerten im Freien.

Das Konzertrepertoire der Militärmusik Steiermark wurde unter den Kapellmeistern Janauschek und Krall vorwiegend von österreichischen und deutschen Traditionsmärschen, aber auch von typischer Wiener Musik mit ihren Walzern und Polkas bestimmt. Für die Umrahmung von Veranstaltungen entsprechend dem militärischen Protokoll dienten nach wie vor diverse Fanfaren, Choräle, Hymnen, der Große Zapfenstreich und natürlich österreichische Traditionsmärsche. Erst im Laufe der 1960er-Jahre standen erstmals Originalkompositionen für Blasorchester (z. B. von Sepp Tanzer und Sepp Thaler) auf dem Konzertprogramm. Am Ende der 1970er-Jahre wurde auch der internationale Einfluss vor allem aus Amerika, England und den Niederlanden mit ihren Werken für sinfonische Blasorchester bemerkbar. Besonders beliebt wurden Auszüge aus Musicals oder rhythmisch betonte Stücke des Big Band- und Jazzgenres. Parallel zu diesem Repertoire wurden die so genannten "Tattoos" oder "Rasenshows" nach amerikanischem und englischem Vorbild immer beliebter, sodass sie aus dem gegenwärtigen Betätigungsfeld der Militärmusik Steiermark nicht mehr wegzudenken sind.

Das aktuelle Konzertrepertoire der Militärmusik Steiermark bildet einen Kompromiss zwischen traditioneller Marsch- und Wiener Musik, Transkriptionen wichtiger Werke des klassischen Bereiches, internationaler sinfonischer Blasmusik, aber auch heimischer sinfonischer Blasmusik gegenwärtiger steirischer Komponisten wie z. B. Franz Cibulka, Herbert Marinkovits oder Reinhard Summerer.

Die Auftritte der Militärmusik Steiermark finden generell vor mehr oder weniger großem Publikum statt. So kommen zu Platzkonzerten und größeren Festakten 400 bis 500 Zuhörer, bei Gala- und Saalkonzerten finden sich - je nach Fassungsvermögen der Säle - 500 bis 2 000 Gäste ein. Bei Veranstaltungen in Fußballstadien oder entsprechend großen Hallen kann die Militärmusik gar bis zu 15 000 Menschen begeistern.

Die Militärmusikzusammenziehungen aller österreichischen Militärmusiken, meist unter Beteiligung ausländischer Militärmusiken und ziviler österreichischer Blaskapellen, finden jedes Jahr in einem anderen Bundesland statt. Dazu kommen die Auftritte der Militärmusik Steiermark im Ausland wie beispielsweise in Zürich, Marburg, Karlsruhe, Stuttgart, Zagreb, Kromeriz (Kremsier) oder Garmisch. Bei diesen Konzerten und Rasenshows findet besonders das traditionelle österreichische Repertoire sehr großen Anklang.

 

Höhepunkte im Konzertprogramm

Stuttgart

Im April 2001 nahm die Militärmusik Steiermark an der "Parade der Nationen" in Stuttgart teil. Es fanden insgesamt vier Vorstellungen vor jeweils etwa 8 000 Zuhörern in der Hanns Martin Schleyer-Halle statt.

Die Militärmusik Steiermark zeigte dabei folgendes Showprogramm:

Einmarsch mit dem "47er-Regimentsmarsch", der als steirischer Traditionsmarsch gilt, auf den der "Fehrbelliner Reitermarsch" folgte, währenddessen sich der Marschblock in eine Linie auflöste.

Nach einer Verneigung aller Musiker wurde die Samba "Tico-Tico" von Zequinka Abreu gespielt, begleitet von tänzerischen Schrittkombinationen. Darauf wurde zum Marsch "O du mein Österreich" eingeschlagen und der Buchstabe "A" (für Austria) gebildet. In dieser "A"-Aufstellung intonierte ein Solotrompeter, begleitet vom gesamten Orchester, den "Erzherzog-Johann-Jodler", ein für die Steiermark charakteristisches Musikstück. Daran schloss das Charakterstück "The Happy Cyclist" von Ted Huggens an; dabei wurde die Aufstellungsform in einen Kreis geändert. Ein "happy cyclist" in steirischer Traditionskleidung trat zum Musikstück passend in die Pedale.

Der Soloflügelhornist Vizeleutnant Mühlmann postierte sich im Zentrum dieses Kreises, während ein Solotrompeter das altösterreichische Militärsignal "Sturm" blies, das vom Orchester zweimal wiederholt wurde. Gleichzeitig bildete sich ein zweiter Kreis, der Soloflügelhornist spielte die Solopassage des von Carl Michael Ziehrer komponierten Marsches "Der Vater des Regiments" und die übrigen Musiker bewegten sich in einer eindrucksvollen Choreografie. Die beiden Kreise wurden danach auf ein akustisches Zeichen hin in den ursprünglichen Marschblock aufgelöst.

Der Ausmarsch erfolgte mit dem wohl berühmtesten österreichischen Traditionsmarsch - dem "Radetzky Marsch" - der durch ein einheitliches Salutieren und Verneigen aller Militärmusiker unterbrochen wurde.

 

Kromeriz, Gornja Radgona und Garmisch

Vom 3. bis 7. Juli 2003 absolvierte die Militärmusik Steiermark eine Auslandsreise nach Kromeriz in Tschechien. Es gab zwei Aufführungen einer Rasenshow am Hauptplatz von Kromeriz sowie ein Konzert in Olmütz.

Am 25. September 2004 gab die Militärmusik Steiermark ein Konzert in Gornja Radgona. Die zweistündigen Darbietungen im Rahmen einer internationalen Waffenschau wurden von etwa 2 000 Menschen begeistert aufgenommen.

Im Mai 2006 unternahm die Militärmusik Steiermark eine Auslandsdienstreise zum "6. Internationalen Militärmusikfestival" nach Garmisch-Partenkirchen. An zwei Abenden wurde eine Rasenshow mit anschließendem Großkonzert unter internationaler Beteiligung im vollbesetzten, 8 000 Menschen fassenden Olympia-Eissportzentrum Garmisch-Partenkirchen geboten. Überdies gab es ein Konzert in Mittenwald.

 

Heerlen

Die Militärmusik Steiermark nahm vom 31. Mai bis zum 3. Juni 2007 an der Veranstaltung "Internationaler militärischer Zapfenstreich" in Heerlen (Niederlande) teil. Dort traten u. a. folgende internationale Musiken auf:

Da mit der Militärmusik Steiermark erstmals österreichische Vertreter an dieser Veranstaltung teilnahmen, wurden ihre Auftritte vom holländischen Publikum besonders aufmerksam verfolgt. Die Darbietungen in Form einer Rasenshow, auf einem dafür adaptierten Platz mit Zuschauertribünen, waren ein so großer Erfolg, dass der Veranstalter beschloss, für das nächste Festival wieder eine österreichische Militärmusik einzuladen. Neben den an zwei Abenden durchgeführten Showvorführungen mit anschließendem Großkonzert galt es, ein Konzert am Hauptplatz von Heerlen und eine Parade durch die Stadt zu absolvieren.

 

Frühjahrskonzerte

Alljährlich gibt es einen Zyklus von bis zu fünf Frühjahrskonzerten, die in verschiedenen steirischen Orten aufgeführt werden und deren Erlös einem karitativen Zweck zufließt.

Bei der Zusammenstellung der Konzerte werden verschiedene Jubiläen anerkannter Komponisten berücksichtigt und bekannte Künstler als Solisten eingeladen. So standen die Konzerte des Jahres 2005 ganz im Zeichen des Operetten- und Filmmusikkomponisten Robert Stolz, dessen 30. Todestages in diesem Jahr gedacht wurde. Es erklangen sein "UNO-Marsch", die Lieder "Adieu, mein kleiner Gardeoffizier" und "Im Prater blüh’n wieder die Bäume", vorgetragen von der Sopranistin Petra Rudolf. Weiters wurden das "Capriccio for Band" des steirischen Gegenwartskomponisten Herbert Marinkovits, der sinfonische Marsch "Banda Sucre" von Giovanni Orsomando, der "Einzug der Gäste auf der Wartburg" aus der Oper "Tannhäuser" von Richard Wagner, die programmatische "Symphonie Nr. 1 for Winds and Percussion" des zeitgenössischen Komponisten Daniel J. Bukvich, aber auch Stücke des Unterhaltungsmusikgenres wie ein "Glenn Miller Medley", der Galopp "Rasch wie der Blitz" von Carl Millöcker oder der "Root Beer Rag" von Billy Joel in das Programm aufgenommen.

Die Militärmusik Steiermark ist ein in militärischen Veranstaltungen fest verankerter Bestandteil. Sie sorgt mit Auslandsauftritten für eine entsprechende Reputation des Bundesheeres bei unseren Nachbarn und sie ist nicht zuletzt ein wesentliches Bindeglied zwischen Heer und Bevölkerung.

 

Personelle Nöte

1995 wurde der "Zeitsoldat", mit einem Verpflichtungszeitraum von bis zu zehn Jahren, durch die "Militärperson auf Zeit" ersetzt, die ebenfalls eine Verpflichtung bis zu zehn Jahren beinhaltete. Diese war dem Beamtenstatus (Beamter auf Zeit) gleichgesetzt, benötigte jedoch eine entsprechende - vom Bundeskanzleramt zugewiesene - Planstelle. Da bundesweit nur wenige Planstellen genehmigt wurden, konnte der Abgang von Zeitsoldaten nicht entsprechend kompensiert werden, wodurch ein Personalengpass bei den Militärmusiken entstand, der nur durch die Einberufung zusätzlicher Grundwehrdiener behoben werden konnte. Weiters wurde eine genaue Kontingentierung der "Zeitsoldaten kurz" (ZS kurz), die nach ihrem achtmonatigen Grundwehrdienst weitere sechs Monate dienten (ab 2006 sechsmonatiger Grundwehrdienst und acht Monate Kurzzeitsoldat), in Form von zugewiesenen Monatsäquivalenten vorgenommen.

Die allgemeinen Personaleinsparungen ab 2000 wirkten sich natürlich auch auf die Stärke der Militärmusiken ungünstig aus, sodass es fast nicht mehr möglich war, den erforderlichen Personalstand aufrechtzuerhalten.

Die bisher letzte Heeresreform brachte mit sich, dass die Stärke der Militärmusiken auf 1:46 (inkl. Kapellmeister), darunter nur noch 17 Kaderangehörige, herabgesetzt wurde. Diese Reduktion führt dazu, dass es kaum mehr möglich sein wird, anspruchsvolle sinfonische Blasmusik aufzuführen, da wichtige Instrumente wie Oboe, Fagott, Alt- und Bassklarinette nicht mehr besetzt werden können. Die Konsequenz wird sicherlich ein Niveauverlust für die österreichische Militärmusik sein.

Um allen Anforderungen gerecht werden zu können, die an die Militärmusik Steiermark zur Umrahmung verschiedenster Anlässe und Festivitäten gestellt werden, wurden unterschiedliche Ensembles formiert, die ausschließlich aus Musikern der Militärmusik Steiermark bestehen:

Nur mit Hilfe dieser Ensembles kann dem breiten Spektrum entsprochen werden, das von der Militärmusik Steiermark gefordert wird.

 

Die Militärmusik Steiermark als musikpädagogische Institution

Damit Musikerinnen und Musiker in die Militärmusik Steiermark aufgenommen werden können, müssen sie folgende Bedingungen erfüllen:

Nach einer fünfwöchigen militärischen Grundausbildung und ihrem Einverständnis, nach ihrem sechsmonatigen Grundwehrdienst als Kurzzeitsoldat in der Dauer von acht Monaten weiter zu dienen, kommen die Musiker zur Militärmusik Steiermark. Neben dem allgemeinen Musikexerzierdienst, dem Probenbetrieb und den etwa 200 Auftritten jährlich bleibt noch genügend Zeit für individuelles Üben auf dem Instrument oder für den Besuch einer öffentlichen Musikinstitution, wie dem Johann Joseph Fuchs-Konservatorium oder der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. Außerdem wird von der Militärmusik Steiermark für alle Militärmusiker ein musiktheoretischer Unterricht mit entsprechender Abschlussprüfung vorgeschrieben.

Für viele Musiker aus den zivilen Blaskapellen stellt die Militärmusik eine Möglichkeit dar, 13 Monate als Berufsmusiker zu arbeiten, um Routine und Kenntnisse für eine weitere Karriere zu erwerben. So kommt es nicht von ungefähr, dass es viele der rund 1 500 Musiker, die bei der Militärmusik Steiermark gedient haben, zu anerkannten Berufsmusikern in bedeutenden Orchestern, zu Musikprofessoren und -lehrern, zu Kapellmeistern und Dirigenten gebracht haben, oder als unverzichtbare Instrumentalisten in diversen Blaskapellen ihre Frau bzw. ihren Mann stellen. Von der musikalischen Ausbildungsmöglichkeit bei der Militärmusik Steiermark profitieren die Blaskapellen des steirischen Blasmusikverbandes. Andererseits ist es natürlich auch für die Militärmusik von Vorteil, wenn sie von den Blaskapellen Personal mit den nötigen musikalischen Voraussetzungen erhält.


Autor: Militärkapellmeister Major MMag. Dr. Hannes Lackner, Jahrgang 1961. 1980 bis 1985 Studium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz mit dem künstlerischen Hauptfach Trompete; Ablegung der Diplom- und Lehrbefähigungsprüfung mit Auszeichnung sowie Sponsion zum Magister artium. 1986/87 Offiziersausbildung in Graz, anschließend bis Oktober 1989 Ausbildung zum Militärkapellmeister bei der Militärmusik Steiermark. Dirigierstudium an der Grazer Musikhochschule. 1989 Ablegung der Militärkapellmeisterprüfung in Wien und bis Jänner 1995 Verwendung als Zweiter Kapellmeister und Lehroffizier bei der Gardemusik in Wien. Studium der Musikwissenschaft und Pädagogik an der Universität Wien; 1996 Sponsion zum Magister der Philosophie (Musikwissenschaft und Pädagogik) und zusätzliche Tätigkeit als Lehrbeauftragter an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. Dezember 1997 Ablegung des Rigorosums aus Musikwissenschaften an der Universität Wien mit Auszeichnung und Promotion zum Doktor der Philosophie. Seit 2001 nebenberuflich als Lehrbeauftragter am Johann Joseph Fux-Konservatorium in Graz tätig. Seit Februar 1995 Militärkapellmeister der Militärmusik Steiermark.

 

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